30. August 2006

Des Buergermeisters Rum

PANAMA CITY (Panama)
So schnell vergeht die Zeit und schon bin ich angekommen am Wendepunkt meiner Reise im suedlichsten Staat Mittelamerikas in Panama. Grosses Sorry fuer zwei Wochen Pause im Reisetagebuch. Dafuer jetzt ausfuehrlich und ausschliesslich Fussball, fussball, fussball... Fuer alle etwas mehr interessierten gibts nen extraeintrag die naechsten Tage - versprochen ;-)

Samstag, 19. August 2006 - 15.30h
Real Estelí FC - Scorpión FC 6:1 (3:0)
1. Liga Nicaragua - 5. Spieltag
Estadio Independencia / Estelí (NIC) 1.000 Z. (0)
In San Salvador wurde noch ein Tag verbracht, der unter anderem fuer eine kleine Besichtigung des wirklich schmucken Estadio Flor Blanca (auch als Estadio Jorge Mágico González benannt) genutzt wurde. Hier findet allerdings laut Stadionhausmeister kein Fussball mehr statt, also weder Liga noch Jugend noch Pokal etz... Dienstag ging es dann wieder zurueck nach San Miguel wo Nachtlager im bereits bekanntem Hotel Monte Carlos aufgeschlagen wurde (diesmal auf 6 US-Dollar gehandelt), um am Mittwoch morgen gen El Salvador / Honduras - Grenze bei El Amatillo aufzubrechen. Hier nach den ueblichen Grenzuebertrittsschwierigkeiten Dank des Sinnlosstempels (es wurde berichtet!) nahm man dann ein Collectivo zum Transit durch Honduras an die Grenze zu Nicaragua bei Guasaule, der mit Abstand grausamste Grenzuebergang in Zentralamerika. So kaempfte man sich von gefuehlten 30 Tasigeiern, 50 Strassenkindern, 20 Geldwaechslern, 30 Rischkafahrern und 60 sonstige Gauner umgeben den etwa vier Kilometer langen Grenzstreifen entlang von Ausreiseoffice (3 Dollar Gebuehr) zum Einreiseoffice Nicaragua (die nehmen gleich sieben Dollar, die Geier!). Reichlich genervt war man dann irgendwann in einem der Chickenbusse nach Chinandega, hatte aber deswegen noch lang keine Ruhe, musste man weger drei Strassenkindern im Bus ordentlich auf sein Hab und Gut aufpassen. In Chinandega dann umsteigen und weiter bis Léon, wo dann erst einmal Endstation war. Die komplete Fahrt gesamt benoetigt keine zehn Dollar, das ViaVia-Hostel in Léon schont dann die Geldboerse dank 3-Dollar-Betten im Dormitory, maechtig geiles Steak mit allem drum und drann gibts hier dann auch fuer knapp zwei Bugs.
Irgendetwas ueber Fussball, geschweige denn Ansetzungen in den Tageszeitungen zu finden ist schier unmoeglich. Die Nationalsportart Nicaraguas ist Baseball, fuer Fussball interessiert sich das Land wenig. Aus der freitagsausgabe des Diario konnte man dann aber entnehmen, dass auf Grund des schon am Dienstag stattfindenden ChampionsCup-Spiels von Real Estelí deren Ligaspiel auf Samstag vorverlegt wurde, sehr zu meiner Freude natuerlich, spielt man in der Regel ja nur Sonntags die Liga. So platzte zwar der angedachte Doppler am Sonntag mit dem 11h-Spiel in Somoto und eben Real Estelí um 15.30, aber waren ja trotzdem zwei Grounds an diesem WE moeglich und das eine ganze Ecke stressfreier und ohne ein Taxi zu benoetigen. Muchos gracias. Nachdem man am Vortag bereits den nahegelegenen Pazifik angetestet und sich genuegend Schuerf- und Schnittwunden geholt hatte, ging es am Freitag dann auch direkt von Leon mit einem der Chickenbusse nach San Isidor und mit einem weiteren das letzte Stueck hoch in die 88.000-Einwohner-Stadt Estelí (alles in allem knapp ein Euro). Erste angesteuerte Bleibe als zu teuer fuer zu wenig empfunden und mit dem zweiten Versuch dann den Treffer in der Hospedaje Sacuanjoche (5 euro das einzellzimmer) gemacht. Am Stadion wurde dann nochmal die morgige Ansetzung gecheckt und den Abend bei ein paar 7-Años-Rum mit dem Buergermeister von Estelí, den man in der Kneipe durch zufall traf, ausklingen lassen.
Und dann war auch endlich wieder Fussball angesagt. Im Estadio Independencia fanden sich zum heutigen Ligavergleich zwischen Real Estelí und den Scorpions aus Chinandega etwa 1.000 Fussballbegeisterte ein.
GI: Eine Laengsseite ueberdacht, nur wenige Flecken mit Metallstuehlen, rest blanke Stufen in rot-weiss. Diese findet man auf den Hintertorseiten auch noch einmal unter freiem Himmel. Auf der anderen Laengsseite steht lediglich eine kahle Mauer und die Stecktafel fuer den aktuellen Spielstand. Wuerde sich irgendjemand im flaechenmaessig groesstem Land Mittelamerikas fuer Fussball interessieren, koennten hier bis zu sieben Tausend Zuschauer am Geschehen teilhaben. Support gabs von den anwesenden nicht wirklich, Gaeste nicht vorhanden. Dafuer bekam man ordentlich Tore aufs Tablett, stand es am Ende 6:1 fuer den amtierenden Landesmeister.
Nach zwei, drei Bierchen ging es auch schon wieder in die Absteige, macht diese doch schon um 22 Uhr die Schotten dicht...

Sonntag, 20. August 2006 - 15.30h
Diriangén Futbol Club - Deportivo Masatepe 3:0 (2:0)
1. Liga Nicaragua - 5. Spieltag
Estadio Nacional Cacique Diriangén / Diriamba (NIC) 1.000 Z. (300)
Am naechsten Morgen schoen brav um sechs Uhr raus aus den Federn und per Taxi (waere endlich auch der Taxi-Laenderpunkt gemacht;-) ) zum Busbahnhof am Panamerika-Hyway. Man erwischte auch gleich einen abfahrbereiten Chickenbus und so tuckelte man die fuenf Stunden bis in die Hauptstadt Managua. Dort mit dem Taxi kurzer Ortswaechsel zum Ricado M. Shoppingcenter, von wo die Collectivos gen Jinotepe starten. In San Marcos heisst es dann Aussteigen, wenn man ins Doerchen Diriamba will. Vom Parque Central in San Marcos kreuzt der Bus von Masatepe nach Diriamba und fuer umgerechnet 20 eurocent ist man dabei und irgendwann auch endlich in Diriamba. Hotelmaessig siehts dann im Dorf recht mau aus, was das Preisniveau dank nicht vorhandener Alternativen gut anziehen laesst. So fand man das guenstigste bei unverschaemten 10 Euronen, aber was will man machen. Noch eben ein kleines Spaetmittagessen eingeschoben (Kelly´s Poboys mag seltsam klingen ist in sachen "Casadas" aber wirklich zu empfehlen!) und ab ins Nationalstadion Nicaraguas.
GI: Zugegebenermasen ein sehr seltsamer Platz fuer das Nationalstadion eines Landes, findet man diese doch meist in der jeweiligen Hauptstadt oder wenn nicht dann zumindest in einer anderen recht grossen Stadt. Anders in Nicaragua, so verfuegt der im Doerfchen Diriamba beheimatete Fussballverein Diriangén Futbol Club ueber das groesste Stadion der Nicaragua-Liga (Fassungsvermoegen von 10.000 Zuschauern) und ist damit eben der Austragungsort fuer internationale Vergleiche. Das reine Fussballstadion ist aber weniger spektakulaer. So findet man ringsum im viereck nackte Betonstufen, wobei die beiden Laengsseiten immerhin noch ein Blechdach verfuegen. Nicht einmal Flutlicht gibt es hier und die Anzeigentafel in der Ecke eine vor sich hinrostende Stecktafel.
Von einem Derby zu reden waere aus Sicht der Verhaeltnisse jetzt natuerlich stark uebertrieben, ist es aber wohl doch noch eines der besseren Spiele die man in Nicaragua so mitnehmen kann. So tragen die Gaeste von Deportivo Masatepe ihre Heimspiele im direkt benachbarten San Marcos aus, kommen aber uhrspruenglich aus Masatepe selbst, was allerdings auch nicht viel weiter weg liegt. Grossen Zuschauerantrag gab es trotz allem freilich nicht, aber immhin waren unter den ca. 1.000 Anwesenden gut ein Drittel auswaertig. Genau dieses Drittel war es dann auch, das wenigstens fuer ein wenig Stimmung im Stadion sorgte, wenn auch nicht wirklich viel. Einzig aufsehen erregte eine kleine Schlaegerrei auf der Hintertortribuene, der wohl eine fussballfachmaennische Meinungsverschiedenheit vorangegangen war. Das rief dann sogleich auch zwei Staatsmaenner auf den Plan und sogleich herrschte wieder Ruhe - das nenn ich mal Staatsautoritaet. Ansonsten war es recht ruhig um das klare 3:0 fuer den aeltesten Fussballverein Nicaraguas (gegr. 1917) und amtierenden Viezemeister, dem dieser Sieg im Wettrennen mit Real Estelí um die Meisterschaft wahrlich gut tat, konnte man in den vorangegangenen Spiele doch nur wenig punkten.
Nach dem Match ging es noch fuer ein, zwei kuehle Imperials zurueck ins "kelly´s" deren Schwiegervater uebrigens mit Mauricio Cruz der wohl bekannteste Spieler Nicaraguas ist und fuer immerhin erstaunliche 15 Jahre die Nationalelf des Landes trainierte. So war ein langer Abend mit interessanten Geschichten natuerlich vorprogrammiert.
Abschliessend seien noch ein paar Worte zum Land selbst verloren: Mit einem Durchschnittlichen Brotto-pro-Kopf-Einkommen von 623 Euro im Jahr (!) ist Nicaragua nach Haiti das zweitaermste Land Lateinamerikas. Fast 90 % der Bevoelkerung lebt unter der vom IWF ausgegebenen Armutsgrenze. Auch vom Aufbau einer Infrastruktur ist Nicaragua noch am weitersten hinten dran. So gibt es fliessend Wasser nur, wenn es denn die Stunden vorher auch geregnet hat, ansonsten muss man sich eben aus der in jedem Hinterhof stehenden Regentonne bedienen, was Toilettenspuehlung oder Duschen angeht. Auch der Strom faellt ein bis zweimal taeglich aus, was so manche ungewollte Wartezeit mitsich bringt, wie sich auch am naechsten Tag am Grenzuebergang zu Costa Rica beweisen sollte...

Dienstag, 22. August 2006 - 15.00h
Puntarenas FC - Hankook Verdes 5:0 (1:0)
CONCACAF Champions Cup - Qualifikation
Estadio Municipal Miguel "Lito" Perez / Puntarenas (CRC) 2.000 Z. (3)
Am naechsten Morgen hies es dann auch schon weiter im Programm und so wurde brav an der Tankstelle auf ein vorbeifahrendes Collectivo gewartet, dass einem fuer ein paar cent nach Jinotepe brachte. Hier dann Collectivo zwei bis Rivas und von dort auf einen der durchfahrenden Chickenbusse Richtung Grenzuebergang Peñas Blancas genommen. Das letzte mal Ewigkeiten Stempelproblem erklaeren war angesagt, war ja mit der ausreise aus den CA-4-Staaten (Guatemala, El Salvador, Honduras, Nicaragua) ein neuer Stempel Gewiss. Dank einmal mehr Stromausfall in Nicaragua musste man sowieso insgesamt fuenf Stunden warten, bis man an der Reihe war, mussten die umstaendlichen Ausreiseformalitaeten nun alle per Hand bearbeitet werden. Dank des dadurch entstandenen Chaos im Immigrationsbuero viel der falsche Stempel im Pass auch nicht weiter auf und endlich war man befreit vom Fluch der guatemalakischen Tinte. Einreise nach Costa Rica war dann weiter kein Problem und kostete ueberraschender Weise nicht einmal Geld.
Vom Grenzuebergang kommt man mit dem Bus direkt bis Liberia (1.50 Euro), welches ich gegen drei Uhr Nachmittags endlich erreichte, gerade rechtzeitig fuer den letzten Bus nach Puntarenas (anfahrt 15.30 - 0.80 euro). Dem Panamerikahyway runterwerts und rueber auf die acht Kilometer lange aber an der dicksten Stelle gerade einmal 300m breiten Halbinsel im Golfo de Nicoya (Pazifik) geht es normalerweise in drei Stunden. Dank eines Tanklasterungleucks auf der Landstrassenaehnlich ausgebauten Panamerika stand man aber geschlagene 9 Stunden an ein und dem selben Teerfleck und erreichte so das Ziel zu der goettlichen Uhrzeit von 3.30 Uhr morgens. Wenigstens war der Busfahrer so cool drauf, mich direkt bis vors Hotel Cabezas zu fahren, wo man eine nicht mit verhandlung fuer 3.000 Colon bekommt (= 6 US$).
Ein paar Stunden Schlaf und schon heis es einmal mehr ab zum Stadion, stand am heutigen Dienstag doch eines der ersten Qualifikationsspiele des CONCACAF-Champions-Cup 2007 an, welcher sozusagen die mittelamerikanische Ausgabe zur europaeischen Championsleague ist, nur mit weniger Publikumsbeteiligung versteht sich. So verloren sich letztendlich 1.500 Nasen im Estadio Municipal Miguel "Lito" Perez.
GI: Das reine Fussballstadion fasst insgesamt 4.800 Zuschauer und ist ringsum von zusammenhaengenden Tribuenen in viereckform umgeben. Die Tribuenen sind rot-gelb gestrichene Betonstufen mit Zaun davor und immherhin einer recht konfusen Dachkonstruktion auf der Hauptgeraden, welche mehr Stahlttraeger zu benoetigen scheint als der Pariser Eifelturm.
Supportmaessig geben die etwa ein Dutzend Trommler auf der Hintertortribuene alles um auf die Nerven zu gehen, anderweitige Stimmung gab es heute nicht. Auf der Haupttribuene fand man dann noch ganze drei weitgereiste aus Belize, die ihr Team allerdings nur durch blosse anwesenheit unterstuetzten.
Das Spiel zwischen Puntarenas, einem von drei vertretern in der Qualifikationsrunde und dem Meister vom Karibikstaat Belize Hankook Verdes war ansich schon entschieden, bevor ueberhaupt angepfiffen wurde, liegen zwischen den beiden Laendern aus Fussballsicht doch Welten. So hiess es am Ende 5:0 ohne dass sich die Hausherren haetten gross anstrengen brauchen. Man kann getrost auch davon ausgehen, dass selbst der SC Grossschwarzenlohe gegen die Fussballhelden aus Belize gewinnen wuerde. Einfach unterirdisch schlechter Fussball ohne jedliche Taktik, dass man meinen koennte, man haette nicht allen der elf Spiele die Regeln dieses Sports erklaert. Man o meter - das kann ja nur noch besser werden...

Donnerstag, 24. August 2006 - 20.00h
Liga Deportivo Alajuelense - Club Deportivo Vista Hermosa 1:0 (0:0)
CONCACAF Champions Cup - Qualifikation
Estadio Alejandro Morera Soto / Alajuela (CRC) 5.000 Z. (40)
... wurde es aber nicht! Nach einem Fussballfreien Mittwoch auf der Puntarenas- Halbinsel ging es per Bus nach Alajuela, was etwa 30km noerdlich von der Hauptstadt San José direkt an dessem Flughafen liegt. Das ist dann auch der Grund warum die Preise fuer Uebernachtungen recht knackig sind. So war eine Nacht fuer 15 US-Dollar das guenstigste, was man auftreiben konnte. Und das alles fuer einen Grottenkick erster Guete. Hatte man eigentlich gedacht das die Herrschaften von Liga Alajuelense den Besuch aus El Salvador haushoch aus dem Estadio Alejandro Morera Soto schiessen - aber bekanntlich schreibt der Pokal ja immer eigenen Gesetzte. Schade war dann nur, dass durch einen reinen Gleuckstreffer der Vorstaedtler den Gaesten von Vista Hermosa die grosse Sensation verwehrt blieb. Alle Achtung an die immerhin handgezaehlten 40 Nasen aus El Salvador, die es sich auch nicht nehmen liesen, waehrend des Spiels ordentlich zu supporten. Das machten allerdings auch die Hausherren mit einem etwa 300-Koepfigen Stimmungsmob recht ordentlich.
GI: Das reine Fussballstadion ist erfreulicherweise in den symphatischen Farben schwarz und rot gehalten, die Vereinsfarben von Alajuelense und wie wir alle wissen ja auch vom derzeitigen Tabellenfuehrer der Bundesliga - aber wollen wir mal nicht abschweifen. Jedenfalls ist eine der LAengsseiten ueberdacht und bietet auch Sitzplaetze, der Rest wie immer Betonstufen. Auch eine der Hintertorseiten ist ueberdacht. Wenns mal richtig voll ist, sind 17.000 Menschen im zweitgroessten Stadion des Landes.
Sonst noch erwaehnenswert ist vielleicht die Besonderheit, dass Hermosa momentan nur einen einzigen Torwart im gesamten Kader hat - mutig, mutig. Uebers Spiel selbst verlier ich jetzt besser kein weiteres Wort mehr. Sache abgeharkt und fertig.

Samstag, 26. August 2006 - 19.00h
Deportivo Saprissa S.A.D. - Escuela Sportek de Futbol Heredia 3:2 (2:1)
U17-Liga Costa Rica - 6. Spieltag
Estadio Ricardo Saprissa Aymá / San José (CRC) 50 Z.
Am Freitag Nachmittag bewegte ich meinen faulen Arsch dann auch mal Richtung Hauptstadt ins nahegelegene San José. Die Stadt ist nach Panama City, was ja ansich wieder eine eigene Nummer ist, die wohl modernste in Zentralamerika. Costa Rica allgemein hat den groessten Wohlstand Mittelamerikas, was nicht zuletzt an der Abschaffung des Millitaers 1948 liegt. Seither wird Geld fuer Schulen, Infrastruktur und Entwicklung gesteckt anstatt Millionen fuer die Staatswehr rauszupulfern. Man mags kaum glauben, aber: Es funktioniert! Diese rasante Entwicklung lockt dementsprechend auch Touristen ins Land. Bei einer Flaeche von gerade einmal 51.100 Quatratkilometer (also ein Siebtel von Deutschland) erwartet das Land mittlerweile ueber eine Millionen Touristen jaehrlich. Dementsprechend sind dann aber auch die Preise, allenvoran in der Hauptstadt des Landes. So kam man fuer zehn Dollar im Gruppenschlafraum des Hostel Pangea unter, fuer hiesige Breitengrade ein gesalzener Preis.
Laut Freitagausgabe der Tageszeitung wurde die Erstligapartie von Meister Saprissa gegen den zweiten Verein von Alajuela, Deportiva Carmelita, auf Samstag acht Uhr verlegt, was in anbetracht dessen, das naechste Championscup-Spiel bereits am kommenden Dienstag austragen zu muessen, auch recht schluessig klang. Aber denkste. Mit dem Taxi ging es also Samstag Abend raus in den Norden der Stadt wo das grosse Nationalstadion "Estadio Ricardo Saprissa Aymá" liegt und von der Ferne betrachtet sah auch alles ganz nach Spiel aus: Die Flutlichter sah man von weiten und als man naeher kam, konnte man schon von aussen den ein oder anderen Besucher auf der Tribuene ausmachen, wenn auch ueberraschend wenige. Naja, war ja immerhin noch ein wenig Zeit bis zum Spielbeginn. Das irgendwas nicht ganz stimmen konnte, kam einen dann spaetestens, als man kostenneutral das Stadion betreten konnte und kurz darauf stellte sich auch schon raus, das hier zwar heute Abend gekickt wird, allerdings in der U17-Liga und nicht das erhoffte Erstligamatch. Tja, danke Zeitungsente! Das eigentliche Spiel also erst am naechsten Tag und zwar um 17 Uhr, wie man herausfand. So sah man sich halt doch das Jugendspiel an, was tatsaechlich ueberzeugen konnte. Auf jeden fall war es eine ganze Nummer besserer Fussballsport als man noch am Donnerstag in der vermeidlichen "Championsleague". 3:2 endete das flotte Spielchen zwischen der Jugend von Deportivo Saprissa und Escuela Sportek de Futbol aus Herida. Die Atmosphaere im Stadion alleine war schon die zwei Stunden im Stadion wert. Im groessten Stadion des Landes, welches immerhin bis zu 23.112 Zuschauer faesst, verloren sich etwa 50 Zuschauer - genial.
GI: Das Estadio Ricardo Saprissa Aymá ist ganz nach Vereinsfarben in Lila gehalten und verfuegt ueber zwei extrem steile doppelstoeckige Laengsseiten, jeweils ueberdacht. Die Hintertorseiten des mit einem Kunstrasen ausgestattetetn reinen Fussballstadions sind dagegen nur halb so hoch und unueberdacht. Auch aller sonstiger Schnickschnack wie ordentlich Flutlicht und einer Videoanzeigentafel, die fuer die Kids heute allerdins nicht extra in Betrieb genommen wurde.

Sonntag, 27. August 2006 - 11.00h
Brujas Escazú FC - AD Santos de Guápiles FC 3:1 (1:1)
1. Liga Costa Rica - 4. Spieltag
Estadio Nacional / San José (CRC) 1.500 Z. (200)
Nach dem zufaelligen Jugendspiel am Vorabend informierte man sich natuerlich noch einmal besonders genau nach der Ansetzung der heutigen Erstligapartie zwischen den Brujas und Santos aus Guápiles in San Josés "Estadio Nacional", es blieb aber bei elf Uhr und als man an diesem Sonntag Vormittag schliesslich im westlich des Stadtzentrum gelegenem Stadion ankam traf man auch auf etwa 1.500 weitere Kirchenschwaenzer, die das Match nicht verpassen wollten.
GI: Etwas verwirrend der Name des Stadions, steht die Heimat der eigentlich aus Escazú stammenden Vereins zwar auch in San Jose bezeichnet mit "Estadio Nacional" aber nicht etwa das Nationalstadion, welches da ja das grosse Estadio Saprissa ist, sondern einen 13.000-Ground wo definitiv keine Laendervergleiche ausgespielt werden. Dafuer ist das Stadion dann auch fuer jedlichen Leichtathletikkram ausgestattet und verfuegt ueber eine ueberdachte Langstribuene sowie ebefalls mit Betonstufen ausgebaute Kurven und einer unueberdachten Gegentribuene.
Zum heutigen Spiel war allerdings nur die Haupttribuene geoeffnet, wo sich die Zuschauer meist schweigend dem Geschehen auf dem Rasen hingaben. Dank dem fruehen 0:1 konnte man in der "Menschenmaenge" (huestel) auch etwa 200 Leute ausmachen, die sich ueber die Fuehrung der Geaste sichtlich freuten. Lang hielt das Gleuck aber nicht, drehten die Brujas recht schnell den Spiess um und fuehrten bereits zur Halbzeit. Am Ende stand ein 3:1 und es konnte nach einem kleinen Abstecher in die Innenstadt zu Spiel zwei des Tages gehen.

Sonntag, 27. August 2006 - 17.00h
Deportivo Saprissa S.A.D. - Asociación Deportiva Carmelita (abgebr.)
1. Liga Costa Rica - 4. Spieltag
Estadio Ricardo Saprissa Aymá / San José (CRC) 5.000 Z. (0)
Also selber Ort wie keine 24 Stunden zuvor, dafuer diesmal richtiges Spiel. Bis man das Stadion etwa eine Stunde vor Anpfiff erreichte, schuettete es mittelwerweile wie der Teufel. Schoen durchweicht nahm man also seinen Platz auf der ueberdachten Tribuene ein, diesmal auf der gegenueberligenden Seite als gestern und sah zu, wie sich die ersten Pfuetzen auf dem Kunstrasenteppich breitmachten. Erste bedenken, dass Spiel koennte aufgrund des heftigen Unwetters etwa nicht angepfiffen werden bewahrheiteten sich gottseidank nicht und trotz Wolkenbruch und Donnerhagel wurde zumindest versucht, Fussball zu spielen, was den Gaesten aus Alajuela klar besser zu gelingen schien. So gingen diese bald in Fuehrung und konnten bis zur Halbzeit auf ein 0:2 ausbauen. Mittlerweile hatte sich auch das Wetter gebessert, die Laune des ein oder anderen Spielbesuchers allerdings nicht wirklich. Als Deportiva Carmelita gegen eine unwahrscheinlich schlecht spielende Hauptstadt-Mannschaft auf 0:3 und in Minute 86 auf 0:4 erhoehtetn, flog der ein oder andere Gegenstand im hohen Bogen von den steilen Tribuenen auf das Spielfeld. Dabei wurde der Linienrichter von einem Wurfgegenstand am Kopf getroffen und taumelte gen Kabine, gefolgt von seinen Kollegen. Nach ein paar Minuten der unwissenheit auf Feld und Tribuene dann die Gewissheit per Durchsage - das Spiel wurde auf nach 86 gespielten Minuten und einem Stand von 0:4 abgebrochen. Gewertet wird die Partie erst einmal eben 0:4, ob weitere Sanktionen fuer Saprissa folgen werden, bleibt abzuwarten.
Zur allgemeinen Stimmung allerdings Hut ab vor dem 300Mann-Stimmungsmob auf der Hintertortribuene, die dort im peitschendem Regen standen und ueber die gesamten 90 (aehm - ich meine 86) Minuten Dauersupport vom feinsten lieferten. Auch mal ganz angenehm, dass hierbei mehr auf Singsang und Melodien wert gelegt wurde und nur eine grosse Trommel zum einsatz kam - ich kannd dieses brasilianische Rzthmusgetrommel in jedem Stadion naemlich langsam nicht mehr hoeren. Recht genial auch, das eben dieser Poebel sich auch nicht gross was aus der fuerchterlich spielenden Mannschaft oder dem Ergebniss machte, sondern unaufhoerlich weiter supportete. Mit das beste in Sachen Support auf der bisherigen Reise. Leider waren aus Alajuela keinerlei Anhaenger auszumachen - ist wohl allgemein fraglich ob es ueberhaupt welche von diesen gibt, ist die Konkurrenz mit dem grossen Stadtrivalen von Liga Deportiva natuerlich erschlagend.
Nach dem spiel war es gut eine Stunde einfach unmoeglich ein Taxi zu organisieren, geschweige denn in einen der Busse zu kommen und das alles nur, weil 5.000 Menschen beim Fussball waren - unglaublich! Sehr daemlich nur, da ich bis spaetestens 20 Uhr im Buero von Ticabus stehen sollte. Warum? Eigentlich war geplant um 22 Uhr den Nachtbus von Tica nach Panama City zu nehmen, allerdings war dieser bei der ersten Anfrage ausverkauft, konnte mich nach einigem hin und her aber auf die Warteliste fuer eventuell frei werdende Plaetze eintragen lassen. Irgendwann war dann auch endlich ein Taxi organisiert und als ich dann beim Mockel von Ticabus stand, hatte der natuerlich keinen Platz mehr auftreiben koennen - also alle hetzerei umsonst plus ein Problem mehr - wie rechtzeitig nach Panama kommen, stand in der 900km entfernten Hauptstadt des suedlichsten Zentralamerika-Staates ja am Dienstag bereits die naechste Partie an. Ein wenig rumtelefonieren ergab, dass am naechsten Tag um 13 Uhr Panaline faehrt und dann am Spieltag morgens gegen sechs dort sein muesste - ob Platz frei ist? Natuerlich keine Ahnung, Schalter macht erst am naechsten Vormittag auf. Na mal sehen...

Dienstag, 29. August 2006 - 20.00h
C.D. Plaza Amador - Club Deportivo Marquense 0:0
CONCACAF Champions Cup - Qualifikation
Estadio Rommel Fernández Gutiérrez / Panama City (PAN) 300 Z. (0)
Am naechsten Morgen dann also raus zum "CocaColaBusTerminal" (was ein Name fuer einen Busbahnhof - aber wenigstens heissen hier die Stadien noch Stadien und nicht Arena...) und rueber zum Panalineoffice und tata: "Muy perdon. Tengo solomento uno libre" - ja aber was denn - ein Platz langt doch voellig aus "no amigo?" - neee, hab keene freunde ;-)
Also war die Sache mit dem Bus gebongt und dank Klimaanlage gings im Kuehlschrank die 17 Stunden runter nach Panama mit Zwangsstopp an der Grenze, wo die Mokel heute mal Autoritaet beweisen wollten. Aber das Flugticket Cancun-Frankfurt hat ihn wohl zu sehr verwirrt den Grenzmokel, dass er das dann tatsaechlich als Wiederausreisebeweis aus Panama gelten lies. Anstatt dem geforderten 150 US-Dollar in Cash als Liquitaetsnachweiss funktionierte es auch mit der praesentation der guten alten EC-Karte und nach einer ausgiebigen Taschenkontrolle und ein paar Dollar einreisegebuehr hatte man dann endlich seinen Stempel im Pass. Man o meter - is ja wie Russland hier.
Um 7.30 Uhr Ortszeit (eine Stunde + zu Costa Rica) war man dann in der Baenkerstadt, die dank Steueroase und Kontengeheimniss aehnlich wie Schweiz und Bahamas zu einem der Top Geldverstecke zaehlt. Dementsprechend schick dann auch die Innenstadt mit wohl mehr Wolkenkratzer als in ganz Deutschland stehen, was ansich eine grandiose Skyline entlang der Pazifikkueste undweit des Eingangs zum Panamakanal gibt. Uebernachtungsmaessig findet sich die wohl guenstigeste Moeglichkeit in der Innenstadt im Voyager-International-Hostel. Hier gibts dass grosse gemuetliche Bett (wenn man so viel glueck hat wie ich) im Dreierzimmer fuer 8.50 Dollar. Das ueberigens ist auch die geltende Waehrung in Panama, auch wenn hier der Dollar einfach mal Balboa genannt wird, ganz gleich, dass man ja die amerikanischen Dollarnoten verwendet. Fuer die Muenzen gibt es aber extrapraegungen und so kusieren eben Balboacents und Dollarcents - wers braucht.
Nach Stadtbesichtigung wo vor allem der alte Stadtteil mit seinen ganzen uralten Haeuschen in den kleinen Gassen entlang der Kueste ueberzeugen konnte, rief auch schon wieder das runde Leder. Eine der seltenen Chancen das einzig grosse Fussballstadion des Landes mit einem Vereinsspiel zu machen sollte sich heute bieten. So sollte das 20Uhr-Spiel in der Championcup-Qualifikation in Panamas Nationalstadion "Estadio Rommel Fernández Gutiérrez" ausgetraen werden, in welchem sonst eigentlich kein Ligabetrieb stattfindet. Der 25.000er ist dann auch das einzig ernstzunehmende Fussballstadion im Land, fasst das zweitgroesste Stadion doch gerade einmal 3.000 Menschen. Warum wurde dann auch bald ziemlich klar, fanden sich trotz der atraktiven Begegnung im Championspokal zwischen Plaza Amadort und dem guatemalakischen Vertreters Deportivo Marquense (bereits beim Ligaspiel bei Communicationes in Guatemala City gesehen) gerade einmal 300 Nasen ein. Na klasse. Dafuer konnte wenigstens de Ground ueberzeugen
GI: Wenn auch Laufbahn, ist das weite Rund ein schmuckes Stadion mit uberdachter, doppelstoeckiger Haupttribuene sowie zwei kleinen Kurven und einer grossen unuebrdachten Gegenseite, auf welcher sich auch der Schriftzug PANAMA wiederfindet. Flutlichtmasten findet man in den jeweiligen Ecken sowie auf das Dach der grossen Tribuene montiert, die Anzeigentafel wird fuer solche Zuschauerzahlen allerdings nicht aktiviert. Die einzigen Sitzplaetze im Stadion befinden sich im oberen Bereich des Unterrangs der Haupttribuene und sind schlichte Klappsitze.
Trotz des Vorangeschrittenen Abends lagen die Temperaturen weiter auf etwa 35 Grad, die Luftfeuchtigkeit tat ihr uebriges. Also weissgott nciht die besten Voraussetzungen fuer ein temporeiches Spiel, zumal die Guatemalas das Hinspiel bereits mit 3:0 gewonnen hatten. So legten diese zwei Gaenge zurueck und beschraenkten sich ueber die kompletten 90 Minuten darauf, hinten einigermassen suaberzuhalten. Die Panamanesen muehten sich zwar ordentlich, scheiterten aber an der extrem deffensiven Einstellung der Gaeste und so ka es wie es kommen musste: Es fiel kein Tor! Neeeeinnnn!!!! Denn damit wurde der LAenderpunkt Panama allen ueberls nicht nur torlos gemacht, sondern auch eine beachtliche Serie von Spielen ohne 0:0 ries mit deisem Abend. Nach 89 torreichen Partien in Folge das erste mal eine Nullnummer. Furchtbar diese Statistikfanatik!
Supporttechnisch war natuerlich sowas von ueberhauptnichts los, dass man direkt haette Angst kriegen koennen in der Dunkelheit hier so ganz alleine ;-) Zwecks Geldersparrniss nahm man dann fuer den Weg zurueck in die Stadt den Pickup vom Vereinspraesidenten anstatt ein Taxi -vielen Dank dafuer, aber das ist ja eigentlich das mindeste nach diesem 0:0... Dann fangen wir doch mal wieder das zaehlen an, angefangen wird dann am Sonntag wieder - wie und wo? Das gibts das naechste mal...

15. August 2006

Die Geschichte von Romero

SAN SALVADOR (El Salvador)
So, mittlerweile in El Salvador das vierte, besuchte Land in Zentralamerika. Von Comayagua aus (letzter beitrag) ging es ueber die fuerchterliche Hauptstadt Tegucigalpa an den Pazifik und wieder nordwaerts zum suedlichen Grenzuebergang zu El Salvador bei El Amatillo. In El Salvador dann fuer zwei Naechte und ein Fussballspiel ;-) nach San Miguel und weiter norwaerts in die Hauptstadt San salvador, die maechtig zu uebrraschen wusste, wie schoen, sauber und geordnet hier alles ablaeuft im gegensatz zu den anderen besucht drei Hauptstadten (Mexico City, Guatemala City und Tegucigalpa). San Salvador ist auch maechtig geschichtstraechtig, brach wegen der Ermordung des gegen den Kommunismus gerichteten Erzbischhofs Romero hier in San Salvador der 12jaehrige buergerkrieg aus (1980-1992), der 75.000 Menschen das Leben kostete. Mehr dazu findet man hier: http://de.wikipedia.org/wiki/Oscar_Romero
Zur weiteren Reiseplanung: Von San Salvador aus wird es aller voraussicht nach morgen wieder ueber San Miguel in den Sueden gehen um zurueck nach Honduras zu reisen. Hier wird am 124km langen Verbindungsstueck zur am Pazifik gelegener Grenze zu Nicaragua zwischenstopp gemacht und wohl eine der einsamen Inseln im Golf von Fronseca besucht bevor es zum Wochenende hin ueber die Grenze nach Nicaragua gehen wird. Dort ist dann fuer Sonntag Station in Estelli geplant. Weiteres steht noch nicht fest.
Es folgt wie geohnt der Wochenbericht der besuchten Fussballspiele + zuruekcliegender Reisedetails:

Mittwoch, 9. August 2006 - 15.00h
Honduras - Nicaragua 4:3 (3:1)
U20-WM-Qualifikation
Estadio Carlos Miranda / Comayagua (HON) - 3.500 Z. (0)
Nach dem Match in Mazatenango ging es zurueck zu meinem Basislager in Guatemala City wo eine weitere Nacht im hiesigen Hotel Fenix ueberbrueckt wurde. Mit anbruch des naechsten Morgens sollte es nach Honduras gehen. Tikal-Bus wolte 30Eus bis Copan (direkt hinter der Grenze in Honduras), Ruta Orientales sogar 35. Nene Jungs, es geht ja auch anders. So ging es recht umstaendlich dafuer budgetschonend in mehreren Schrittchen bis zur Grenze. Von Gaute bis Chiquimula im Chickenbus(4std., 3€), von dor aus nimmt man ein Collectivo nach San Juan ERmita (45min., 0.50€) und dort ein weiteres bis Las Flores, dem Grenzdoerfchen zu Honduras (45min., 0.50€). Zu Fuss ueber die Grenze bekam ich im Immigranten-Buero Guatemalas zwar einen Ausreisestempel, im selbigen Buero von Honduras aber keinen Einreisestempel. Das sei mit einem neuen Gesetz vor zwei Monaten abgeschafft worden, so ist das Reisen in Mittelamrika jetzt sehr Passschonend, denn fuer die Laender Guatemala, Honduras, El Salvador und Nicaragua gilt nun ein und der selbe Stempel, in meinem Fall also der Einreisetempel von der Grenze Mexico-Guatemala. Ja aber warum dann der Ausreisestempel? Tja, da hat der Mockel im Guatemalabuero wohl nicht aufgepasst im Unterricht und die neuste Aenderung versaeumt. Ja aber irgend ein Stempel brauch ich doch, sonst bin ich laut meinen Passport ja aus Mittelamerika ausgereist. War aber nichts zu machen beim Honduranischen Grenzer also wieder zurueckreisen nach Guatemala zwecks Stempel. Aber auch dort bekam mein keine Tinte ins Reisepass-Heftchen - na klasse - vielen Dank auch, jetzt bin ich laut Passport nirgends mehr und darf das jetzt bis zum naechsten Stempel an der Costa Rica Grenze lang und breit ueberall erklaeren. Super!
Aber weiter im Programm: Etwa einen Kilometer hinter der Grenze findet man wieder eine paar Collectivos und fuer den Auslaender-Abzockpreis gehts die 12km bis Copan fuer etwas ueber einen Euro, hatte aber weisgott keinen Nerv noch gross zu verhaneln, also halt geschluckt. Insgesamt lag der Fahrpreis dann also bei 5euronen, schon eine andere Nummer als die First-Class-International-Busse.
Netterweise im Doefchen Copan de Ruinas ne bac-Bank gefunden - die einzige Anlaufstelle in Zentralamerika, wenn man mit Masterocard geld holen will. So war man also wieder reichlich mit mit der jeweis korrekten Waehrung eingedeckt, in diesem Falle Lempiras (1euro=23lempira). Ne kostenguenstige Absteige (4euro) wurde auch gefunden und die nacht hier verbracht. Dienstag ein wenig Kultur in Form der hiesigen Mayaruinen am Vormittag und um 13h ging es fuer 3euro mit dem bus in das vier Stunden entfernte San Pedro Sula, eine der wohl haesslichsten Staedte Mittelamerikas. Das Nachtlager wurde hier aufgeschlagen (Zimmer fuer drei Euro) und da man Nachts lieber keinen Fuss mehr vor d Tuere setzt ging es auch bald in die Koje. Dementsprechend frueh am naechsten Morgen aktiv ging es erst einmal zu Fuss in das 20 Minuten Fussweg vom Zentrum entfernte, im Norden der Stadt gelegene Estdio Francisco Morazán, das sich die beiden Erstligisten Real Club Deportivo España und Club Deportivo Marathón teilen. Letzterer spielt also nicht im grossen Estadio Olimpico de San Pedro Sula, wie im GH-Informer. Dieses wurde danach besichtigt. Um dorthinzukommen ist ein Taxi allerdings zwingend erforderlich, liegt die grosse leichtathletikschuessel doch gut 10 Kilometer ausserhalb der Stadt (Richtung Sueden). Ob bei Spielen zwischen den beiden Verienen selbst, sprich den Derbys hier, in das grosse Stadion ausgewichen ist, ist bisher nicht bekannt, wird aber noch angetestet, steht das San Pedro Derby am 6. September doch mit auf der Liste. Nach Stadionbesichtigung also Gepaeck aus dem Hotel geholt und wieder per Taxi zum Busbahnhof, der ebenfalls eine ewigkeit von der Stadt selbst entfernt liegt. Von hier aus ging es dann nach Comayagua (3.5std, 2euro), auf halber Strecke zur Hauptstadt Tegucigalpa. Hier dann auch den Taxilaenderpunkt gemacht und schnell eine guenstige Absteige (3.50 euro) gefunden und dann war es auch schon wieder so weit - der Ball rollt - und zwar einmal mehr in Form eines U20-WM-Qualifikationsspieles. Nach den drei ersten Spielen in Guatemala zwischen den Staaten Belize, El Salvador und Guatemala hier also die zweite Runde mit Costa Rica, Honduras und Nicaragua, letztere beide heute zum Eroeffnungsspiel im Estadio Carlos Miranda.
GI: Im Stadion traegt normalerweise der hiesige Erstligist Club Deportivo Hispano seine Heimspiele aus (nicht wie im GH-Informer geschrieben im Estadio Hispano). Der 8.000er befindet sich etwa 5km ausserhalb der Stadt, Buslinien fahren hier keine, so muss man entweder laufen oder ein Taxi in Anspruch nehmen. Der Ground ist dann auf beiden Laengsseiten mit je einer unueberdachten Betontribuende bebaut, die Hintertorseiten verfuegen ueber keinen Ausbau. Die Betonstufen sind ausnahmslos unbestuhlt und in gelb-gruen gestrichen, Flutlicht und Anzeigentafel sucht man allerdings vergebens, dafuer gibts auch auch keine Laufbahn und mit den gruenen Huegeln und Bergen in der Umgebung ein schoenes Hintergrundpanorama, dementsprechend doch ein paar Pluspunkte fuer den sonst recht einfallslosen Ground.
Im Stadion fanden sich heute ueberaschende 3.500 Zuschauer ein die Zeuge eines echt genialen Fussbalspiels wurden. Dementsprechend gut war auch die Stimmung der ausschliesslich der Honduras-Auswahl zugehoerigen Anwesenden.
Lagen die Hausherren nach nur 14 Minuten bereits mit 2:0 in fuehrung, kamen die Nicaraguaner dank Foulelfer in der 25 wieder auf ein Tor ran. Nur fuenf Minuten spaeter klingelte es schon wieder im Kasten, diesmal wieder Honduras mit dem Halbzeitstand zum 3:1. Die Sache sah waehrend der ersten Halbzeit recht klar aus und ich machte mich auf einen deutlichen Sieg der Honduraner gefasst und wurde in der zweiten Halbzweit von einer wie ausgewaechselten Nicaragua-Auswahl ueberrascht. Diese kamen bis zur 61 Minute auf ein 3:3 heran und so war es wieder richtig spannend. Letzten Endes machten dann aber doch die heimischen Landesvertreter das Spiel und gewannen durch einen weiteren Treffer in der 74. Minute mit 4:3. So macht Fussball Spass!!!
Nach dem Spiel ging es auf ein paar kuehle Blonde und ein leckeres, landestypisches Abendessen zurueck in die innenstadt die mit einen verblueffend sauberen und gepflegten Parque Central begeistern kann.

Samstag, 12. August 2006 - 19.00h
Club Deportivo Águila - CD Once Municipal 1:0 (0:0)
1. Liga El Salvador - 1. Spieltag
Estadio Juan Francisco Barraza / San Miguel (ESA) - 8.000 Z. (0)
Der Donnerstag wurde dann fuer eine kurze Stepvisite im Estadio Hispano in Comayagua genutzt. Hier trug der Real Club España bis vor ein paar Jahren seine Heimspiele aus, jetzt wird der Sportplatz allerdings nur noch zum Training und em ein oder anderen Testspiel genutzt. Eine Zweitvertretung des Vereins gibt es nicht, so findet im angeblich 3.000Mann-fassendem Estadio Hispano kein weiterer Ligabetrieb mehr statt. Das ist auch weiter nicht schade, da der Ground eigentlich nur ein besserer Sportplatz mit ein paar Stufen auf einer Lengs- und einer Hintertorseite ist. Die beiden anderen Spielfeld-Ausseiten sind lediglich von einer hohen Mauer flankiert.
Danach war also alles getan, was man in Comayagua tun koennte und so ging es nach einem schnellen Mittagstisch per Chickenbus nach Tegucigalpa, der Hauptstadt Honduras. Im Stadtteil westlich des Flusses, der die Stadt durchquert findet man das armenviertel und in diesem auch die preisguenstigsten Hotels, so konnte ein zimmer fuer 90 lempiras klargemacht werden. Aufgrund der hier ebenfalls recht hohen Kriminalitaetsrate ist es wenig ratsam, Nachts gross spazieren zu gehen,also aehnliche vorgehensweise wie in San Pedro Sula. So wurde hier am naechsten Morgen eben noch mit dem Estadio Nacional Tiburcio Carias Andino das Nationalstadion des Landes und der Heimat der Hauptstadtclubs Club Deportivo Motagua und Club Deportivo Olimpia besucht. Grosse Leichtathletikschuessel fuer bis zu 38.197 Interessierte. Recht gluecklich ueber die Tatsaeche, dieses haessliche Stueckchen Fleck auf dieser Erde wieder zu verlassen, schnappte man sich einen der durch die Strassen fahrenden Busse nach El Amatillo, dem suedlichen Grenzdorf zu El Salvador (einen Busbahnhof gibt es nicht wirklich, man muss halt fragen, wo die Busse entlangfahren und sich dann auf die Strasse stellen und warten bis einer vorbeikommt. Fuer zwei Euro geniest man dann die knapp 4 stuendige Fahrt). Dort angekommen gings ueber die Grenze wobei natuerlich wie erwartet die Fragen zwecks dem Ausreisestempel auftraten. Nach einer Stunde intensiver Befragung inklusive Taschenkontrolle und abtasten durfte man aber passieren. Leider war man auf die Geldwechselgeier an der Grenze angewiesen, da die ATMs in El Salvador ausschliesslich VisaPlus als Internationale Karten akzeptieren und man auch nirgends andere Waehrungen wechseln kann. So besorgte man sich nach hefitgen Verhandlungen 80 US-Dollar fuer 2000 lempiras, ein misserabler Kurs, aber eben halt keine Alternativen. Warum US-Dollar? Die offizielle Waehrung ist seit 1999 die amerikanische Waehrung in El Salvador!
Hinter der Grenze wurde dan auch schnell ein Bus gefunden, der mich fuer zwei Dollar in das knapp zwei Stunden entfernte San Miguel brachte. Im Hotel Monte Carlo gibts dann fuer 8 US$ ein Einzellzimmer mit WC und Dusche + 80 Kanaele KabelTV. Frisch renoviert ist die Huette in bester Verfassung und vergleichbares wuerde man in Deutschland kaum unter einhundert Eus bekommen. So schlief man trotz der hier vorherschenden gut 40 Grad einigermassen gut. Auf grund der derben Hitze und der erbarmungslos herunterbrennenden gelben Sau am Himmel wurde der Samstag mit gediegenem Nichttun zugebracht und nach einem Abendessen gings die paar Meter vom Hotel zum Stadion, wo heute Saisoneroeffnung der Apertura 2006 in El Salvador sein sollte.
GI: Das Estadio Juan Francisco Barraza ist bis auf eine Hintertorseite mit jeweils alleinstehenden Tribuenen bebaut. So befindet sich als Hauptlaengsseite eine in der Mitte oben ueberdachte Sitzplatztribuene, an den Seiten sind es kahle betonstufen. An dieser angeschlossen die grosse Hintertortribuene. Etwa zwei Dutzend Betonstufen geben Platz fuer den beachtlichen Heimpoebel. Auf der anderen Langsseite findet man dann noch eine schlichte, unten offene Metallstufenkonstruktion. Anzeigentafel fehlanzeige, dafuer vier Flutlichtmasten, je einer in jedem Eck, fuer das heutige Spiel auch noetig - was sich noch beweisen sollte.
Das Stadion war gut gefuellt, wenn auch nicht ganz ausverkauft. Auf der Hintertortribuene waren die Plaetze fuer die 3US$ aber komplett belegt. Hier findet man dann auch den beachtlichen Supportpoebel. diese lieferten ueber das ganze Spiel ordentlichen Support und sind damit ganz weit oben mit dabei im vergleich mit dem bisher gesehenen. Als Intro gab es ein organisiertes Feuerwerk soie Konfetti und ein paar hundert Kassenrollen von der Hintertorseite. Alle Achtung!
Das Spiel wurde angepfiffen, die Saison war eroeffnet, sollte aber ein erstes spiel mit Beigeschmack sein. Lief die ersten zwanzig Minuten alles wunderbar, brach ein Gewitter ueber das Stadion, wie man es nur selten erlebt. er Monsunartige Regen setzte binnen Sekunden alles unter Wasser und war dermassen heftig, dass es schwierig war von der einen Seite des Stadions auf die andere zu sehen. Aufgrund dessen wurde das Spiel dann auch unterbrochen. Kurz darauf ein weiterer Blitz mit zeitgleich markerschuetterndem Donner und es war stock dunkel im Stadion und alles was darum lag. Stromausfall! Nicht auch das noch. Kann sowas nicht wenigstens bis zur zweiten Halbzeit warten? Die Fans auf der ja unuerdachten Tribuene feierten jetzt so richtig, riefen die ganze Zeit zum Weiterspielen auf, sehen konnte man diese nicht. Es war wirklich dunkel, das man seine eigene Hand nicht vor Augen sehen konnte. Nur die staendigen Blitze des Unwetters erlaeuchteten das Stadion und die Maenge in Sekundenbruchteilen. Laut FIFA-Regel muss der Schiedsrichter in solch einen Fall mindestens 30 Minuten warten. sollte nach dieser Zeit immer noch kein Weiterspielen moeglich sein, kann er das Spiel im eigenen ermessen abbrechen. so wurde also eine halbe Stunde lang gebangt und gezittert, waehrend die Fans im Stadion die Zeit damit ueberbrueckten, das davonziehende Unwetter zu supporten. so wurde das bekannte "Oooooooo" angestimmt und bei jedem neuen Blitz gabs die Welle und Aplaus. Irgendwann war die halbe Stunde dann vorueber und ich hatte mich schon darauf eingestellt, einen Ground von der Liste streichen und mit dem Laenderpunkt bis zum naechsten Tag warten zu muessen, also doch ploetzlich tatsaechlich wieder Licht aufflackerte. So gab es 3 Minuten Wiederuafwaermzeit fuer die Mannschaften und die zweite Halbzeit der ersten Halbzeit konnte angepfiffen werden. Ein Spiel war freilich nicht mehr wirklich moeglich in dieser konfusen ersten Haelfte und so ging es torlos in die Pause. Halbzeit zwei war aehnlich entaeuschend, was den Rasensport anging, aber wenigstes befreiten einem die orangenen Hausherren von der Angst, das erste 0:0 in diesem Jahr zu sehen (bald schon rekordverdaechtig!). Genau im richtigen Moment fiel das einzige Tor des Spiels, setzte danach wieder ein heftiger Regen ein und machten ein wirkliches Fussballspiel nahezu unmoeglich. Die Flutlichter hielten diesem erneuten Regenguss aber stand und so konnte regelgemaess nach 90 Minuten Ballrollen in ueber 3 stunden abgepfiffen werden. Triefend nass bis auf das letzte Stueckchen Haut ging es zurueck zum Hotel und nach ein paar heimischen Pilsenern mit einem ElSalvadorian ging es in die Federn.

Sonntag, 13. August 2006 - 15.00h
San Salvador FC - Club Deportivo Chalatenango 1:2 (0:1)
1. Liga El Salvador - 1. Spieltag
Estadio Cuscatlán / San Salvador (ESA) - 2.000 Z. (1.500)
Der naechste Tag wurde um sieben begonnen und es ging zum Busbahnhof (befindet sich direkt hinter dem Stadion). Fuer 2.40 $ gabs Eintritt in den Bus gen Hauptstadt und vier Stunden spaeter erreichte man San Salvador. Taxipunkt konnte nun auch nachgeholt werden und vom Busbahnhof Orriente (gibt zwei Stueck, der andere im Westen der Stadt: Occidente) gings fuer 3,- $ in die Stadt und zur Juhe am bulevard. Hier gibts fuer 6 Dollar fuer ein Bett im Sechsbettzimmer die guenstigste Uebernachtungsmoeglichkeit.
San salvador als Stadt konnte direkt ueberzeugen. Waren alle anderen bisher in Mittelamerika besuchten Hauptstaedte doch vor allem haesslich, dreckig, laut, chaotisch und hecktisch, so ist die Millionenstadt hier eine echt ausnahme. Wirklich erstaunlich wie die Salvadorianer nach all den tiefschlaegen (36jaehriger Krieg bis 93, Erdbeben 97 und Hurrikan 01) so schnell die Stadt wieder hochgezogen haben und vor allem wie "westlich" es hier teilweise ist. Allen voran die Shopping-Mals sind der wahnsinn. Da kann jedes Deutsche Einkaufszentrum einstecken. Dermassen sauber, grossraeumig, organisiert und hell dass man sich wie im besten Wohlstandsstaat fuehlt anstatt in einem Dritte-Welt-Land.
Im Guesthouse also schnell Gepaeck abgestellt ging es auch schon raus zum Estadio Cuscatlán, welches man mit der Buslinie 44 (0.25$ pro Fahrt) erreicht. Hier also heute Nachmittag auch das erste Saisonspiel fuer den Hauptstadtverein San salvador FC, nach Alianza FC die Nummer Zwei der Stadt.
GI: Das Nationalstadion ist eine riesige Betonschuessel mit Laufbahn fuer insgesammt 40.000 Besucher. Waehrend die eine haelfte (=eine komplette Laengsseite + jeweils eine halbe Kurve) ausschliesslich unueberdachte Betonstufen in gelb-rot bietet, wurden auf der anderen Seite nachtraenglich blaue Metall-Klappsitze installiert. Hier findet man im oberen Bereich dann auch eine Ueberdachung die hoch oben tront, ist auf dieser Haelfte doch auf die Tribuene noch vier Stockwerke "Palcos", sprich VIP-Balkone" gebaut. Flutlichtmasten sind es dann drei pro Langsseite. Desweiteren gibt es eine nicht wirklich gut funktionierende LED-Anzeigentafel in einer Ecke des Stadions.
Der San Salvador FC weckt nicht wirkich das Interesse der Oeffentichkeit und zuschauerzahlen im dreistelligen Bereich sind bei Heimspielen keine seltenheit. Dagegen kann der im nordosten des Landes, nahe der Honduras-Grenze gelegene Club deportivo Chalatenango mit einer grossen Gefolgschaft aufwarten. so waren es heute ueberwiegend anwesende Gaeste in lila-weiss, als Hauptstaedtler. Wupport kam deswegen aber trotzdem nicht zustande und so verfolgten die 2.000 sich im weiten Rund verlierenden Zuschauer schweigend das von der Gastmannschaft dominierte Spiel. diese gingen in Halbzeit eins auch in Fuehrung, bauten diese im zweiten Druchgang auf ein 2:0 aus und auch wenn San Salvador noch auf ein 2:1 rankam, war der Sieg der "Skorpions" (den Skorpion findet man auch im Vereinswappen von Chalatenango wieder) nicht wirklich mal gefaehrdet.
Puenktlich zum allabendlich einsetzenden Regen war das Spiel auch zu Ende und es ging per Bus wieder zurueck zur Bleibe in dem Wissen, fast eine Woche auf das naechste Fussballspiel warten zu muessen, bieten die Mittelamerikanischen Spielansetzungen doch leider keine "Unter-der-woche-Spiel" fuer die kommende Woche.

10. August 2006

Halbzeitstand

COMAYAGUA (Honduras)
Von insgesamt 84 Reisetagen sind wir heute exakt bei Tag 42, sprich: Es ist Halbzeit. Eine Bilanz wird deswegen noch lange nicht gezogen, sondern es geht schoen weiter. Von Guatemala hat es mich nun immerhin schon bis nach Honduras verschlagen, wo am Montag bereits die Maya-Ruinen von Copan besichtig wurden, es gestern weiter nach San Pedro Sula im Norden des Landes ging. Hier befindet sich einer der Hauptverkehrsknotenpunkte des Landes, was mit der einzige Grund der Reise dorthin war. Wirklich schoen ist die 500.000-Einwohner-Stadt naemlich nicht. Die schnellstwachsenste Stadt des Landes hat eigentlich nur mit Problemen zu kaempfen. So traegt man auch den traurigen Namen als AIDS-Stadt. Hat Honduras sowieso schon 60% aller HIV-Infizierten in Zentralamerika, befinden sich ein drittel dieser in San Pedro wieder. Nur eines von vielen Problemen die es mitsichbringen, dass die Stadt schneller und schneller anwaechst als eigentlich funktionieren kann. (1975 lebten hier gerade einmal 70.000 Menschen). Also ging es auch schleunigst weiter nach Comayagua, ein kleines Staedtchen im zentralen Innenland. Schoen sauber und schoen ruhig liegt das Kolonialstaedtchen etwa 70km noerdlich der Hauptstadt Tegucigalpa, wo es dann die Tage auch noch hingehen soll, bevor zum Wochenende in Richtung El Salvador aufgebrochen wird. Soviel also zum aktuellen Stand, die woechentliche Revue wie gewohnt in Form von viel Fussball fuer wenig Geld:

Mittwoch, 2. August 2006 - 12.00h
Guatemala - Belize 5:0 (3:0)
U20-WM-Qualifikation
Estadio Mateo Flores / Guatemala City (GUA) 1.000 Z. (0)
Montag wurde mit endlich mal zum absoluten Nichtstun genutzt und in der Chaosstadt Guatemalas rumgegammelt. Dienstag dann mal ein wenig Kulturprogramm ala Stadiongucken im Norden der Hauptstadt. Hier findet man in Zona 6 das Stadion Cemento Progresso, nach einem der groessten Konzerne des Landes benannt. Zuvor und immer noch gelaeufig der NAme Estadio La Pedrera. Auch zuvor, um genaus zu sein bis zur letzten Saison, trug hier der zweiterfolgreichste Hauptstadtverein Club Soc. y Dep. Comunicaciones seine Heimspiele aus. Ab dieser Apertura wird sich allerdings mit Municipal das Nationalstadion geteilt, Grund unbekannt. Das Stadion jedenfalls in bester Ordnung, verfuegt das derzeit nicht zum Ligabetrieb genutzte U-Formstadion ueber hoch ausgebaute Laengsseiten und einer Hintertorkurve. Minuspunkte fuer die Tatsache einer breiten Laufbahn ums Spielfeld, Pluspunkte fuer die interessante Flutlichtkonstruktion zu je zwei hinter den Laengsseiten, sind diese doch auf jeweils zwei Masten getragen. Ueberdachung und Sitzschalen findet man einzig alleine im oberen Bereich einer der Langsseiten. Schade, dass der Ground weiter nicht mehr genutzt wird, Umbaumassnahmen bzw -vorhaben waeren weder verstaendlich noch sind sie momentan ersichtlich.
Mittwoch also dann wieder Stadion mit Fussball, auch wenn in einem bereits besuchten Ground. Die Qualifikation fuer die kommende U20-Weltmeisterschaft in Canada 2007 hat begonnen und die 6 Teilnehmenden Mannschaften aus dem Zentralamerikanischen Festland spielen eine Direktquali in zwei Gruppen aus je drei Mannschaften aus. Gruppe eins mit Guatemala, Belize und El Salavador tritt im System jeder gegen jeden im Estadio Nacional Mateo Flores an waehrend eine Woche darauf die Auswahl von Honduras, Nicaragua und Costa Rica in Comayagua im zentralen Honduras stattfinden wird. Die Spieltage hier wurden jeweils auf Mittwoch, Freitag und Sonntag gelegt. Die weiteren teilnehmenden Laender aus der Caribikzohne und der Restliche CONCACAF finden anderorts, sprich nicht auf dem zentralamerikanischen Festland, in verschiedenen Staaten statt - das System aber bleibt das gleiche.
Somit heute also sozusagen das Eroeffnungsspiel der ersten Gruppe und der klare Favorit Guatemala trifft auf den Aussenseiter Belize. Das Spiel war wie zu erwarten einseitig, dass ueberhaupt irgendeine aus elf Menschen bestehende Mannschaft eine solchen Grottenfussball liefern kann, wie es heute die Jungs von der Pazifikkueste taten, ist fast unglaublich. Nicht einen Schuss ueberhaupt mal in Richtung Tor bekam Belizes Auswahl zu stande und so mussten sich die Hausherren nicht weiter anstrengen um klar mit 5:0 zu siegen. Na wenn da nicht vorfreude auf das zwei Tage spater stattfindende Aufeinandertreffen von El Salvador und eben Belize aufkommt....
Im Stadion hatten sich immerhin zweitausend Zuschauer eingefunden, Support gab es aber weiter nicht. Auch aus Belize waren keinerlei erkennbare Gefolgschaft anwesend, wobei gut vorstellbar waere, dass diese sich bewusst nicht zu erkennen gaben.

Freitag, 4. August 2006 - 12.00h
El Salvador - Belize 5:1 (3:1)
U20-WM-Qualifikation
Estadio Mateo Flores / Guatemala City (GUA) 150 Z. (10 Salvador, 0 Belize)
Mittlerweile fuenf Tage in Guate, wie die Hauptstadt landlaeufig genannt wird, hatte ich die Jahresration an Feinstaub und Russpartikel laengst eingeatmet und so wurde es Zeit, abschied zu nehmen - und zwar mit Besuch Nummer drei im nach dem Bostonmarathongewinner von 1952, Mateo Flores benannten Nationalstadion. Den Ticketverkaeufer bereits mit Handschlag begruesst ging es fuer einen kleinen Smalltalk zur Tortillaverkaeuferin und los konnte es gehen. Heute also die zwei Kleinstaaten El Salvador und Belize im direkten Vergleich. Pazifikkueste gegen Atlantikkueste so zu sagen. 1:0 nach nur drei Minuten und man machte sich auf eine weitere Katastrophenvorstellung von Belizes Fussballschuelern gefasst, da kommt es doch direkt danach zu einem Konter und alleingang und zack: 1:1. Die Belizer konnten es scheinbar selbst nicht fassen, so ausgiebig viel der Jubel aus. Das Glueck hielt aber nicht lange und zur Halbzeit stands dann auch bereits 3:1, was noch zu einem 5:1 ausgebaut wurde.
Zuschauer waren erwartungsgemaess so gut wie garnicht vorhanden. etwa 150 Nasen verliefen sich im riesigen Rund, darunter etwa 10 Jungs aus El Salvador die mit zwei Fahnen und gelegentlichen Anfeuerungsrufen auf sich aufmerksam machten. Das stetige surren der Stromagregate die zum aufblassen der Werbe-Pepsi-Flaschen dienen, waren heute das lauteste im Stadion. Viel mehr gibts nicht zu erzaehlen...

Samstag, 5. August 2006 - 20.00h
Club Soc. y Dep. Xelaju M.C. - Deportivo Petapa 3:0 (1:0)
1. Liga Guatemala - 2. Spieltag
Estadio Mario Camposeco / Quetzaltenango (GUA) 5.000 Z. (0)
.. und so ging es nach dem Match in Gaute direkt zurueck in die Zona 1 und zum Abfahrtsort der Gallos-Busse. Fuer 45 Quetzales (etwa 4,50 Euro) erstand ich hier bereits am Tag zuvor mein Ticket ins vier Busstunden entfernte Quetzaltenango, was weitlaeufig eigentlich immer bei seinem alten Mayanamen Xela (spricht man Sche-laaah) gerufen wird. Um 14.30 war Abfahrt, also wie geschaffen fuer die vorherige Spielplanung. In Quetzaltenango war die Nacht dann bereits angebrochen und die Endstation irgendwo weit ausserhalb, also fuer ein Taxi in die Stadt (1 Euro) entschieden. Hier im zweiten Anlauf im "Guesthouse" eine Uebernachtungsmoeglichkeit fuer 30 Quetzales (3 Euro) fuer de naechsten zwei Naechte gebucht.
Eigentlich wollte ich mir den Fussballfreien Vormittag bis Nachmittag ja mit dem Aufsuchen der zwei anderen im Stadtplan eingezeichneten Stadien verbringen, verbracht hab ich ihn dann aber mehr auf den hiesigen Oertlichkeiten als sonstwo. Tja, haben mich die Bazillen und Amoeben, die im Essen hier ja hin und wieder reichlich vertreten sind, auch endlich erwischt. So quaelte ich mich um sieben Uhr Abends und voll mit Duenpfiff-Stopper bis obenhin Richtung Ground. Diesen findet man im Norden der Stadt und ist in etwa 15 Minuten von der Innenstadt per pedes zu erreichen.
GI: Sehr seltsam die gesamte Geschichte. Fallen von aussen schon die vier Flutlichtmasten auf. Die Scheinwerfer auf diesen sind in lediglich zwei Reihen zu je acht Leuchten eher strichfoermig als wie ueblich im quadrat angeordnet. Naechste ausnahme ist dann, dass die Hintertortribuenen weitaus hoeher sind als die Laengsseiten, diese sind naemlich mit gerade mal 4 Betonblockstufen nahezu unbebaut, dafuer findet man auf einer dieser die einzige Uebrdachung im Stadion. Hintertortribune eins im viereckigem, reinen Fussballstadion dann etwa doppelt so hoch wie die Laengsseiten, Hintertortribuene zwei ueberragt dann alles mit gut 30 Stufen auf der komplett alleine stehenden Tribuene. Sitzplaetze sind als solche im Stadion nicht zu erkennen, man nutzt bei geringerer Auslastung aber ziemlich uebrall die Stufen fuer seine vier Buchstaben.
5.000 Begeisterte fanden sich zum heutigen Samstag-Abend-Match ein und machten ganz gute Party. Zum Intro gabs dann ein 15minuetiges Feuerwerk, wie man es zu Sylvester nicht besser erlebt. Raketen, Boeler, Leuchtfeuer, Pfeiffer, und, und, und - alles anwesend und von hauptsaechlich von den beiden Hintertorseiten losgefeuert. War das mit abstand beste Intro bisher auf der Tour und fuer Guatemalaverhaeltnisse wohl mehr als ueberdurchschnittlich. Auch der Preis fuer den besten Support waehrend des Spiels geht an die Jungs von Xelaju. Aus Petapa (siehe ein paar Berichte zuvor) waren keine Fans angereist.
Nachdem die Spieler ewig auf dem Spielfeld rumstanden um das baldige Ende des Feuerwerkspektakels zu erhoffen, konnte es mit etlicher Verspaetung dann auch endlich losgehen. Das Spiel war dann weniger der Reisser. Die Hausherren waren zwar ueberlegen, ein Tor wollte aber nicht fallen. Kurz vorm Pfiff zum Pausentee gabs dann aber das lang erwartete 1:0, was im zweiten Durchgang noch auf ein dem Spiel gerechtwerdendes 3:0 ausgebaut werden konnte.
Froh, die neunzig Minuten einigermassen ueberstanden zu haben ging es auch direkt wieder in die Herberge und - naja, is ja klar wohin ;-)
Zu allem Ueberfluss stellte sich dann auch noch heraus, dass ich irgendwo den Schluessel fuer die Bleibe verloren hatte und so wurde die Tuer zum Zimmer mit dem General aufgesperrt und ich um 150 Quetzales (15 Euro) fuer ein neues Schloss gebeten, dass aber weissgott nicht das schlimmste an der Sache war, wie sich am naechsten Morgen zeigen sollte. Tja, es gibt manche Tage im Leben, die man getrost haette aus dem Kalender streichen keonnen.

Sonntag, 5. August 2006 - 12.00h
Deportivo Suchitépequez - Deportivo Mictlán 3:2 (0:2)
1. Liga Guatemala - 2. Spieltag
Estadio Municipal Carlos Salazar hijo / Mazatenango (GUA) 1.500Z. (0)
Sonntag Morgen 6.30 Uhr im Guesthouse zu Quetzaltenango: Maxe moechte sein Hotel wie normale Menschen ueber die Tuere verlassen, muss nur leider feststellen, dass diese nicht nur dadurch gesichert ist, dass man sie nur von Innen oeffnen kann, sondern zusaetzlich auch noch abgesperrt. Daran, dass ich 150 qu zahlen muss fuer das Ersatzschloss, daran hatten die Damen gedacht. Daran, dass zu meiner Abreisezeit, die ihnen wohl bekannt war, weder jemand im Hause ist noch die Tuer ohne Schluessel zu oeffnen ist. Vielen Dank! Warten bis hier am Sonntag mal jemand aufsteht bzw jemand zum arbeiten kommt, kam gar nicht in Frage, schliesslich wartete das naechste Match bereits - und zwar mit einer Anstosszeit um 12 Uhr und zwei Stunden Busfahrt. Alle Versuche, die Tuere aufzubrechen scheiterten am dicken Eisenschloss dieser, also wie weiter. Fenster waren, wenn ueberhaupt verhanden nur vergittert. Ende vom Lied: Ausstieg erfolgte uebers Dach. Vom Innenhofaehnlichen Teil, sprich Dach ein stueck offen, gelangte ich auf das wacklige und vor allem sehr sehr duenne Wellblech, was nun mit gehoerig Vorsicht entlang der Verschraubungen (um den Verlauf der darunterliegenden Steinmauern zu erahnen) bis zum stabilen Steindach des Nachbarhauses beklettert wurde. Hier dann also mehr Freibewegung und ein weiteres Problem. Hochkommen ist das eine, wieder runter das andere. Zwei weitere Hausdacher weiter ging schliesslich ueber Fenstervorsprung, -sims und Haustuerrahmen wieder runter auf den sicheren Boden. Man konnte nur froh sein, dass an diesem Sonntag Morgen noch keine Menschen unterwegs waren, oder wie haette man das der Polizei im kaum vorhandenen Spanisch erklaeren sollen??? Naja, hauptsache es konnte weiter gehen. Und zwar mit dem Collectivo zum Abfahrtsort der Chickenbusse und mit einem von diesen fuer 20 qu (2euro) in etwa 50km Luftlinie gelegene Mazatenango. Fuer diese Strecke brauchte man dann ganze zwei Stunden ueber die Bergstrassen. Hier findet man das Stadion dann aber netterweise ziemlich zentral nur zwei Blocks von der Hauptstrasse entfernt. Eintritt gabs im austausch von 30qu (3eeuro) und nach dem Einlass nur noch 50% des Tickets zurueck.
- shit happens!
GI: Laut GH-Informer 12.000er, laut oertliche Zeitung "El Diario" 10.000er - ueber die Wahrheit laesst sich streiten. Allzugross auf jeden Fall nicht, aber durch die fast ausschliesslichen Stehraenge natuerlich Fassungsstark. Im Oval ausgebaut, aber doch Laufbahn (das ein Meter breite Ding rund um die Triebunenmauer zaehl ich mal nicht) findet man rundherum 10 Betonstufen mit aufgezeichneten Nummern, der Ground also per Nummern auf den Tickets zum etwas anderen Allseater umwandelbar. Einzig ueberdacht ist eine der Laengsseiten, auf dieser findet man dann auch mit alten Holzklappstuehlen im oberen, zentralen bereich die einzigen wirklichen Sitzgelegenheiten. Diese sind von den darunter befindlichen drei Stufen durch zwei etwa eineinhalb Meter hohe Mauern abgetrennt auf denen in blauweiss der Vereinsname geschrieben steht, und so das Stadion um eine kleine Besonderheit reicher macht. Acht Flutlichtmasten, je vier hinter jeder Laengsseeite, bescheren den Suchis auch hin und wieder eines der Samstag-Abend-Spiele.
Heute aber zur Mittagsstunde am Sonntag mit insgesamt noch 1.500 weiteren Kirchenschwaenzern. Nachdem ich mich noch ein wenig beim vorherigen U20-Spiel gelangweilt habe durfte es dann auch mit den ueblichen 10 Minuten Verspatung losgehen und es wurde einem ein klasse Spiel geboten. So ging der aufsteiger Mictlan ueberraschend in der 32. Minute in Fuehrung und erhoehte nur vier Minuten spaeter sogar auf ein 0:2, obwohl die Hausherren, die ab dieser Apertura in gelb anstatt in bevor weissblau auflaufen, eigentlich das dominierente Team waren. Bis zur 67. Minute musste man waren, bis ein Foulelfmeter die Suchis wieder ranbrachten und dadurch foermlich aus dem Schock auftauten. So gab es in der 79. Minute den Ausgleich um diesen in naechster Gelegenheit durch das Verursachen eines Elfemters selbst wieder zu gefaehrden. Der Torwart parierte aber und im direkt gefolgtem Angriff gab es auch schon den naechsten Strafstoss, diesmal von Mictlan klar verursacht und von Suchtipequez zum endgueltigen 3:2-Endstand verwandelt. Klasse Spiel mit fuenf Toren, drei Elfmetern und einer schoenen Aufholjagt der fast schon geschlagenen Heimmannschaft - so macht Fussball Spass.
Wirklich begeisternswert fanden dass die anwesenden Zuschauer allesamt aber erst Mitte der zweiten Halbzeit, waren vom Aufsteiger doch keine Mitgereisten zu Gegend. Dafuer fand man einen etwa 300Mann Stimmungsmob in einer der Kurven wieder, der zum Intro mit funef gespannten, blaus-weissen Bahnen und Konfetti glaenzen konnte, weiter aber wenig von sich heoren lies. Naja, wenigstens fahren die Jungs auswaerts (siehe Berricht von Comunicationes-Suchtipequez der vorherigen Woche).
Genug des guatemalakischen Fussballs sollte es nun mit Beginn der siebten Reisewoche gen Honduras gehen, dazu aber das naechste mal...

2. August 2006

TAG 34 - Tourdaten

Hier mal die bisherige Tour:
Zur Grossansicht einfach auf die Landkarte klicken!

1. August 2006

Und weiter Richtung Sueden

GUATEMALA CITY (Guatemala)
Buenos tardes. Seit dem letzten Eintrag (sorry, war viel zu tun die letzte Zeit - daher erst wieder heute Infos - dafuer ungewohnt ausfuehrlich) ist also einiges passiert. Mittlerweile bin ich also ueber Umweg nach Guadalajara in Westen Mexico in Guatemala gelandet. Was alles so passiert ist die letzten Tage laesst sich nur schlecht in wenige Worte fassen. Wie gut das heute saumaessiges Wetter ist, so ist mal fuer ein paar Stunden Internetcafe Zeit. Und wer weis, vielleicht scheint ja wieder die Sonne, sobald alles von der Seele geschrieben ist :-)
Das alles jetzt aber fuer Nichtfussballinteressierte ein zweites mal zu schreiben erscheint selbst mir als zu aufwendig. Ao muss der Fussballmuffel halt durch sein Schicksal und sich durch nun folgende Spielberichte kaempfen, wenn er erfahren moechte, was man im Zentralamerika so erlebt. Fuer die Groundsammelnde- und Fussballbegeisterte Zunft dafuer jede Menge Lesestoff bei insgesamt vier Spielen der verganenen Woche.
Bevor es aber losgeht noch ein paar Worte zum weiteren Verlauf meines Aufenthalts hier, soweit dieser denn ueberhaupt schon bekannt: Sicher ist jetzt erstmal, dass in Guatemala Station gemacht wird, war ich ja schliesslich genug unterwegs die letzten Wochen. Das Preisleistungsverhaeltniss stimmt in jeder Hinsicht, solang draussen hell ist es auch sehr sicher hier (viel Millitaer und Polizeipatrolien hier) und Guatemala City weis auf seine Art zu gefallen. Zumal auch der Fussball hier ausgiebig zelebriert werden soll. So stehen zwei Partien der WM-Qualifikation Mittel- und Nordamerikas der U20-Mannschaften im Nationalstadion von Guatemala Stadt an und zum naechsten Wochenende zwei Ligapartien im Nordwesten des Landes. Dazu aber mehr zu gegebenen Zeit. Bis naechste Woche auf alle Faelle also erstmal Guatemala pur und dann werden wir weitersehen. Aller Wahrscheinlichkeit nach Honduras. Aber ich hab ja Zeit... Also lasst mich erst einmal die vergangende Woche aufarbeiten...

Mittwoch, 26. Juli 2006 - 20:00
Club Deportivo Guadalajara - Sao Paulo Futebol Club 0:1 (0:0)
Copa Libertadores Halbfinale - Hinspiel
Estadio Jalisco / Guadalajara (MEX) 53.200 Z. (0)
Von Toluca aus ging es also nach dem Spiel am Sonntag wieder zurueck in die Hauptstadt Mexicos. Mexico City ansich jam it die groesste Stadt der Welt. 22 Millionen offizielle Einwohner zaehlt die Metropole, geschaetzt warden aber bis zu 30 Millionen insgesamt. Das Metrosystem ist mit das einzige an was als Orientierung in dieser Stadt dient. Fuer 2 pesos kommt man ins U-Bahn-Netz und kann hinfahren wohin man will, zumindest soweit einigermassen einfach.
Die zwei verbleibenden Tage bis zum naechsten Spiel wurden hauptsaechlich damit verbracht, irgendwie dieses zu organisieren – zwei grosse Probleme standen da naemlich im Wege. Problema uno: Das Halbfinalspiel im Copa Libertadores zwischen Club Deportivo Guadalajara und dem brasilianischen Vertreter Sao Paulo Futebol Club war schon im voraus ausverkauft, Presseakkreditierungen wurden nur an ausgewaehlte Medien vergeben und mit einem Schwarzmarkt vorm Stadion war nicht wirklich zu rechnen. Also ging es am Montag zur Fussball-Federation Mexicos in Mexico City. Das es nicht einfach ist eine bestimmte Strasse in dieser Stadt zu finden, duerfte klar sein. Als diese dann irgendwann gefunden war stand ich bei Hausnummer 13. 373 brauchte ich. Na klasse. Also nochmal eine Stunde Fussmarsch die Strasse entlang und als ich endlich angekommen war, hiess es nur, dass von der Pressestelle auf Grund der am heutigen Tag stattfindenden Fussballexpo in Mexiko keiner da sei. Immerhin konnte man den Damen einen Termin fuer den naechsten morgen um 9.30 Uhr aus dem Kreuz leiern. Am Dienstag also frueh raus und diesmal die wesentlich naeher liegende U-Bahnstation "Sevilla" (Linie 1 Richtung Observatorio) angefahren. Tatsaechlich war dann auch die Direktionsassistentin der Pressestelle zu sprechen. Diese stellte sich als aeusserst hilfsbereit heraus. In zwei bis drei Stunden duerfte eine Karte fuer mich organisiert sein. Solange gabs eine ebenfalls vom Fussballverband organisierte Privatfuehrung durchs Aztekenstadion ) mit der blauen Linie bis zur suedlichen Endstation und dann weiter mit der Luego-train, soetwas in der Art einer S-Bahn, neun Stationen bis Aztekenstadion, dann steht man direkt davor) fuer mich. Muchos gracias. Wieder zurueck in der Federation gab es zwar noch keine Neuigkeiten zwecks Karte fuer den naechsten Tag, aber wurde mir versichert, ist das Ding bis zum naechsten Morgen fix. Soweit so gut, wenn da nicht auchnoch problema dos gewesen waere. Dazu muss ich wohl ein wenig ausholen:
Ungluecklicher Weise war mir vor gut zwei Wochen meine EC-Karte abhanden gekommen und damit die einzige Verbindung zum Geldzufluss. Auf Grunde eben solcher Notfaelle war ich aber mit Travelerchecks und US-Dollar ausgeruestet um mich soweit erst einmal ueber Wasser halten zu koennen. Mittlerweile war auch eine neue Karte bei der heimischen Bank beantragt worden, die per DHL-Kurrier nun nach Mexiko unterwegs war. Als Kontaktadresse hier musste eben die Deutsche Botschaft in Mexico City herhalten. Soweit, sogut. Problem nur: Die Karte sollte im Laufe des Mittwochs, also dem Tag des Copa Libertadores Spiels hier eintreffen, bei sieben Stunden Fahrtzeit mit dem Bus nach Guadalajara, Posteingangszeit der Botschaft zwischen 10 und 12 Uhr und einem Spielbeginn um 20 Uhr also eine zu knappe Kiste. Der Blick auf die Finanzen war aeusserst ueberschaulich und fuer die guenstigste Verbindung die ich ermitteln konnte (hin und rueck fuer 820 pesos) eindeutig zu wenig. Moeglichkeit eins, den Busfahrpreis beim Busunternehmen per Kreditkartendetails manuell abzubuchen, wurde ebensowenig akzeptiert wie eine Bezahlung per telephonischer oder telegraphischer Ueberweisung. Ein Geldtransfer ueber eine Kontaktperson in Deutschland per Western Union waere aufgrund der Zeitverschiebung von sieben Stunden zu Deutschland auch erst am naechsten Morgen zur Oeffnungszeiten der Mexikanischen Banken moeglich gewesen, also auch das zeitlich sehr bedenklich. Letzte Option: Warum nicht die etwa zwei Dutzend in der Pressestelle herumsitzenden Vertreter irgendwelcher Fernsehanstallten und Zeitungen fragen, ob diese nicht evtl. auch nach Guadalajara fahren wuerden und mich mitnehmen koennten. Klar war hier das Interesse an den mittelslosen Deutschen schnell geweckt und als ich dann auf einem misserablen Spanisch versuchte, die Sachlage zu erklaeren kam Bewegung in die Bude. Einer der Pressefuzzis erklaerte der vesammelten Meute irgendetwas auf Spansich, was ich nicht verstand, Geldbeutel wurden gezueckt und Geld fuer den armen Deutschen gesammelt. Also bitte - soweit kommts noch, dass ich mir Geld von mexikanischen Journalisten erbettle, damit ich zum Fussball kann. Mittlerweile war auch der Pressechef anwesend und erkundigte sich ueber den stattfindenden Trubel. Ende vom Lied: Die Futbolfederation Mexico erklaerte sich so mirnichts dirnichts bereit, mir 1.000 pesos (also etwa 75 euro) auszulegen, bis ich wieder an Geld komme. Ich hatte mir ja viele Optionen und Moeglichkeiten durchdacht, aber an sowas wuerd ich bis heute nicht glauben, wenn ich es nicht erlebt haette. Man stelle sich vor, es kommt irgendein kleiner Mexikaner ins Buero des DFB an der Otto-Fleck-Schneisse in Frankfurt, erklaert, dass er gerne zum morgigen, laengst ausverkaufte UEFA-Cup-Halbfinale nach Berlin wuerde, dafuer aber weder eine Eintrittskarte noch Geld fuer diese bzw die Reise dorthin haette... Den Ausgang der Geschichte kann sich jetzt jeder selbst denken. Ein hoch auf den mexikanischen Fussballverband. Das gibt es wirklich kein zweites mal.
Soviel also zur Vorgeschichte.
Mit dem ersten Bus um neun Uhr ging es also am Mittwoch in Richtung Guadalajara, welches man gegen 16.30 Uhr auch erreichte. Das Stadion liegt aber eine weltreise vom Busbahnhof entfernt. Mit dem Linienbus 207 geht es ueber eine Stunde quer durch die 2-Millionen-Einwohnerstadt, dafuer haelt dieser dann aber auch unmittelbar vorm Stadion. Mittlerweile hatte ich auch einen Anruf vom Fussballverband auf dem Handy, dass ich mich nach einer Frau XY erkundigen sollte, die wiederum eine Karte fuer mich haette. Nochmals waermsten Dank in diese Richtung. Señora xy war dann auch schnell gefunden und ich hielt uebergluecklich nach der ganzen Umstaenden ein Ticket fuer die Suedkurve Unterrang in meinen Haenden. So sass ich also knapp zwei Stunden vor Anpfiff im noch ziemlich leeren Stadion und konnte alles noch immer nicht so richtig fassen.
GI: Das 1960 erbaute, reine Fussballstadion fasst insgesamt 56.713 Zuschauer und ist in Ovalform erbaut. Dementsprechend rundherum baugleich auf zwei Raenge aufgeteilt, zwischen welchen sich drei Reihen "palcos" befinden. Das sind Art Balkone, die man ueber lange Zeit anmieten kann und dann sozusagen wie eine Mietswohnung fungieren, sprich: Man kann die Dinger nutzen, wann und wie man will. Egal zu welchem Spiel oder welcher Veranstalltung die auch immer in diesem Stadion stattfinden. (Selbiges gibt es auch im Aztekenstadion in Mexiko Stadt, wobei man diese nur ueber eine Dauer von 99 Jahren anmieten kann, was dann - je nach Lage des Palcos - zwischen ein und zwei Millionen pesos kostet - ob es auch im hiesigen Estadio Jalisco aehnlich gehandhabt wird, konnte ich leider nicht in Erfahrung bringen). Wer Dauerbesucher der Chivas, wie Deportivo Guadalajara im Volksmund genannt wird, werden moechte hat gute Chancen: Derzeit sind etwa nur die Haelfte der Palcos vermietet. Das erklaert dann auch die offizielle Zuschauerzahl von 53.200 trotz ausverkauften Spiels, da alle verfuegbaren Plaetze der leerstehenden Palcos natuerlich zum Gesamtfassungsvermoegen gezaehlt werden. Die Betonstufen auf den Raenge sind in gelb, blau und weis gestrichen, man nimmt direkt auf dem Stein Platz, als Sitzersatz dienen dann Arm- und rueckenlehnen aus lackiertem Metall.
Der Hauptstimmungspoebel der Chivas findet man im Unterrang der Nordkurve, wobei auch weitere supportwillige Zuschauer im ganzen Stadion verteilt sind. Als Intro boten die rotweissen Hausherren Nebel in orang und weiss. Support gab es ueber das gesammte Spiel recht ordentlich, vor allem beim Einlauf der Mannschaften, die zeitversetzt den Rasen betraten, wurde es Richtig laut im weiten Rund. Das Pfeiffkonzert beim Einlauf der Brasilianer hatte Gaensehautfaktor. Auf die halbe Weltreise von Brasilien nach Mexiko hatte sich allerdings keiner Begeben.
Das Spiel erfuellte dann allerdings nicht seine Erwartungen. Am Ende gewannen die klar favorisierte Elf aus Sao Paulo nach einem verwandelten Elfmeter in der 78.Minute. Torschuetze war deren Torwart Rogerio Cien selbst.
Nach dem Spiel ging es mit dem Taxi wieder zurueck zum Busbahnhof und mit dem 23.30 Uhr Nachtbus wieder in die Hauptstadt.

Samstag, 29. Juli 2006 - 20:00
Club Deportivo Jalapa - Club Deportivo Marquense 3:1 (0:0)
1. Liga Guatemala - Apertura - 1. Spieltag
Estadio Las Flores / Jalapa (GUA) 2.000 Z. (0)
Donnerstag morgen um kurz vor sieben war man dann wieder in Mexico City und mit der U-Bahn ging es in das vorherige Hotel, wo das Gepaeck untergebracht war. Dort kam man dann netterweise noch einmal in den Genuss einer Dusche. Der Buckelwaal blieb erstmal dort und es ging ueber zu Tagesordnungspunkt zwei und raus in Mexicos Nobelviertel Auditorio im Westen der Stadt. Dort auf die Botschaft und wunder was: Die neue EC-Karte war mittlerweile eingetroffen. Nach gut 30 Minuten verlies man also Deutschland wieder auf dem schnellsten Wege zur naechsten Bank und als deren ATM dann auch noch mit hilfer der per SMS verschluesselt bekommenen PIN von heute morgen Bargeld ausspuckte fiel ein weiterer Stein vom Herzen. Mit Umweg ueber den naechsten Blumenladen dann zum vierten Mal zum Fussballverband, wo es zum einen die 1000 pesos zurueckgab und zum anderen einen Blumenstrauss fuer die hilfsbereiten Damen dort. Von so etwas sollte sich so manche Institution in Deutschland mal eine Scheibe (oder zwei) abschneiden.
Als naechstes wurde das Ticket fuer den Bus in das Grenzdorf Tapachula im suedlichen Teil des Bundesstaates Chiapas organisiert (unverschaemte 780 pesos) und der Rucksack vom Hotel geholt. Ein schnelles Mittagessen und weiter gings zum Busterminal Tiempo und von dort aus mit dem 17.30 Uhr Bus gen Sueden. Endlich hatte man mal ein wenig Ruhe, zumindest fuer die naechsten 19 stunden. So lange sollte die Fahrt an die Grenze zu Guatemala dauern. Dort angekommen den naechsten Bus nach Guatemala genommen und nach weiteren acht Stunden Fahrt dann endlich in Guatemala City. Mittlerweile ja Freitag Abend 22.30 Uhr entschied ich mich dann lieber mal fuer ein Taxi zum Hotel, ist die 2-Millionen-Einwohner-Hauptstadt ja nicht gerade als Sicherste bekannt. Im Hotel Fenix in Zona 1 kam man dann auch recht kostenguenstig fuer 4 Euro die Nacht unter.
Um sieben Uhr hiess es dann auch schon wieder aus mit der Ruhe. Eine Zeitung musste zwecks Anstosszeit zum heutigen Eroeffnungsspiel der Apertura 06 her - und siehe da: Anstoss erst um 20 Uhr. So blieb also genuegend Zeit. Die insgesamt 7. Bank die angesteuert wurde akzeptierte dann auch endlich meine EC-Karte und so war man auch mit genuegend Quetzales fuer die naechsten Tage versorgt.
Hauptreisemittel in Guatemala sind die Chickenbusse, ausrangierte amerikanische Schulbusse die bunt angemalt wurden und nun von irgendwo nach irgendwo fahren. Das ist dann auch schon die genauste Angabe zum Abfahrtsort. Einen wirklichen Busbahnhof gibt es fuer diese naemlich nicht. Fuer jedes Ziel gibt es einen eigenen Abfahrtsort in der Stadt, der dann ein mehr oder weniger schlechter Parkplatz oder Hinterhof ist. Von wo es nach wo gibt erfaehrt man am besten durch die Tageszeitung in welcher die Busabfahrtsorte inseriert werden oder man fraegt sich eben durch. In Guatemala City wuerde die Orientierung eigentlich recht einfach fallen. Nach amerikanischen System sind die Strassen hier Blockmaessig angeordnet, sprich es gibt Querstrassen (Calles) und Laengsstrassen (Avenidas), die durchnummeriert sind. Allerdings ist darauf zu achten, dass die Stadt in 13 Zonen eingeteilt ist, aehnlich wie zum Beispiel Prag. In jeder Zone beginnt die Zaehlweise der Strasse wieder neu. So gibt es die Primera Avenida also insgesamt 13 mal. Adressen werden dann wie folgt angegeben: 14a Calle 5-73 1. Das liest sich dann wie folgt: Die Adresse liegt in der 14 Querstrasse zwischender 5. und 6. Avenida, Hausnummer ist 73 und das ganze befindet sich in der Zona 1. Soweit ein logisches System, haette man sich mit dem Ausschildern der Strassen ein wenig mehr Muehe gegeben. So muss man aber immer ein paar Kreuzungen ablaufen, bis man ueberhaupt einmal rausgefunden hat, wo man sich denn gerade befindet.
Der Abfahrtsort der Chickenbusse nach Jalapa, dem Ort des heutigen Eroeffnungsspiels, war laut Zeitungsinserat in der 22sten Calle der ersten Avenida in Zone 1 bei Hausnummer 20. Viel Spass beim Suchen! Die Busse fahren etwa alle 45 Minuten zwischen 4.30 Uhr und 17.00 Uhr. Fahrtzeit fuer die laepischen 60 km Luftlinie in die Kleinstadt im Gebierge: etwa drei Stunden. Zeit hat man ja, in Zentralamerika.
Zurueck kam man also nichtmehr mit dem Bus und so wurde das Hauptgepaeck im Hotel gelassen, wo man versprach, die darauffolgende Nacht wieder abzusteigen und mit dem noetigsten ging es gen Jalapa. Dieses war dann auch gegen halb vier erreicht. Direkt beim Busbahnhof enterte man die erste Herberge. 5 Euro fuers einzellzimmer mit privater Dusche und WC + Kabelfernseh, da kann man nicht meckern. Nach dem ueblichen Zeitvertreib wie durch die Stadt latschen und irgendwo die gute Guatemalakische Kueche antesten ging es dann auch raus zum Stadion Los Flores. Dieses wird auch Estadio Municipal Ing. Mario Estrada" genannt und liegt am suedlichen Rand der Stadt, etwa 15 Minuten Fussweg vom Zentrum.
GI: Hufeisenform, spricheine Hintertorseite unbebaut. Die anderen 3 Seiten a vierzehn Betonstufen, komplett zusammenhaengend. Eine der Laengsseiten verfuegt ueber eine selbsttragende Wellblech-Dachkonstruktion deren Traeger in gelb und rot lackier sind. im der oeberen Haelfte mittig dieser Tribuene befinden sich dann eingezaeungt die einzigen Sitzplaetze in Form von 5 Reihen rote Metallsitze inklusive Arm- und Rueckenlehnen aus selbigen Material. Eine Anzeigentafel verfuegt man zwar nicht, dafuer machen die vier im Stadion stehenden Flutlichtmasten in den Ecken Abendspiele wie das heutige moeglich. DerLage am Stadtrand sei Dank, geben die umliegenden gruenen Huegel ein klasse Panorama zum Ground. Einziger Negativpunkt: Es wird, wie ueberall in Guatemala, kein Bier im Stadion ausgeschenkt. Zu zahlen sind dann: Hintertor: (Umrechnung: 10Qu. entspricht 1euro) Hintertor: 20 Qu., unueberdachte Langsseite: 30 Qu., ueberdachte Laengsseite: 50 Qu., "Palcos" (die Sitzplaetze): 100Qu.
Zum heutigen Saisonauftakt empfing der hier heimische Club Deportivo Jalapa den amtierenden Vizemeister Club Deportivo Marquense, was das Interesse von insgesamt 2.000 Zuschauern am heutigen Abend wecken konnte. Aus Marquense waren allerdings keine Mitgereiste auszumachen. Die Stimmung im Stadion beschrenkte sich dann auch auf etwa 20 Trommler auf der Hintertorseite, die ueber das gesamte Spiel mit rytmischen Einlagen glaenzen. Immerhin sind die Jungs mit einer "Ultras Tigre"-Zaunfahne ausgestattet.
Nachdem ich mir die zweite Halbzeit des U-20-Vorspiels angesehen hatte konnte es dann auch endlich losgehen. Waehrend die erste Halbzeit torlos verueberging, konnte die zweite Halbzeit mit schoenen Fussball aufbieten. Marquense ging direkt nach Wiederanpfiff in Fuehrung, wovon sich die Hausherren aber nicht aus dem Konzept bringen liesen und nur 10 Minuten spaeter ausglichen. Zum 3:1-Endstand sorgten dann die Gaeste selbst dank einem Eigentor zum 2:1 und einem unnoetigen Foulelfmeter drei Minuten vor Schluss, der dann alles perfekt machte.

Sonntag, 30. Juli 2006 - 11:00
Club Soz. y Dep. Comunicaciones - Club Dep. Suchitepéquez 2:1 (1:0)
1. Liga Guatemala - Apertura - 1. Spieltag
Estadio Mateo Flores / Guatemala City (GUA) 5.000 Z. (150)
Am naechsten Morgen war die Nacht um sechs auch schon wieder vorbei, rief das naechste Match ja bereits. Um 11 Uhr sollten nun auch die uebrigen acht Erstligisten in die Apertura 2006 starten und als erstes Spiel des Tages wurde der Hauptstadtverein Comunicaciones, im Volksmund nur die "Cremas" genannt, auf elf Uhr Vormittags gelegt. Also raus aus der Pension in Jalapa und rein in den naechsten Chickenbus. "Quantos?" fragen ich: 25 Qu. Soweit i.O. "Directo" frage ich. "Si" - na dann. Blos fuhr der Bus dann alles andere als Directo. Ueber allemoeglichen Kaeffer schlichen wir dahin und eine ausfuehrliche Polizeistrassenkontrolle mit an den Bus stellen wie in schlechten Krimis (bzw. mittlerweile ja auch wie bei normalen Bundesligaauswaertsfahrten) inklusive, zoegerten die Ankunft in "Guate" (so nennen die Einheimischen ihre Hauptstadt) um Ewigkeiten hinaus. Um 20 vor elf dann ENDLICH in der Stadt, rein ins naechste Taxi, schneller Stop am Hotel um die Speicherkarte fuer die Kamera zu holen (die ich ja intelligenterweise dort im Gepaeck gelassen hatte, weswegen es auch keine Bilder aus Jalapa gibt) und ab zum Estadio Nacional Mateo Flores. Als man dann endlich fuer 30 Qu auf der Gegengerade im stroemenden Regen (Regenzeit halt) stand, waren bereits fuenf Minuten gespielt. Die Bengalen zum Intro der Cremas hatte ich nur noch von ausserhalb mitbekommen. Shit happens. Is ja wenigstens nicht das letzte Spiel, was man im hiesigen Nationalstadion sehen wird. Eigentlich hatte ich ja darauf gehofft, das "Cementos Progreso" - auch bekannt als "Estadio La Pedrera" - zu machen, wo die Cremas bis dato eigentlich zu Hause waren, doch bekam ich gestern gesagt, dass Comunicaciones absofort genauso wie der zweite Hauptstadtverein und amtierende Meister Municipal im Nationalstadion spielt. Grund? Bis dato unbekannt.
GI: Das Estadio Nacional Mateo Flores ist eine grosse, leichtatlethiktaugliche Schuessel mit insgesamt 29.000 Sitzplaetzen in Form von Plastiksitzen mit Rueckenlehne ala FIFA-Norm. Stehplaetze gibt es hier nicht. Das Stadion ist fablich in zwei verschiedene blautoene geteilt. So ist die unueberdachte Laengsseite inklusvier jeweils der Haelfte der Kurven in helblau bestuhlt, waehrend die andere Haelfte in Dunkelblau gehalten ist. Hier findet man dann auch in der oberen Haelfte der Geraden die einzig ueberdachten Plaetze als Art Extratribuene. Diese hebt sich dann auch durch eine weisse Bestuhlung heraus. Unterhalb dieser befindet sich der Schriftzug "GUATEMALA". Die Treppenaufgange sind dann mit je drei Stuhlquerreihen in dem jeweils gegenteiligen Blauton gekennzeichnet. Alles in allem macht das dann einen echt schicken Eindruck. Hinter jeder Laengsseite befinden sich gleich 5 Flutlichtmasten a 28 Scheinwerfer. Eine grosse Anzeigentafel findet man in einer der Kurven.
Unter eben dieser finden nun auch die Supporter der Cremas ihre neue Heimat. Der Stimmungsmob, der ueber 90 Minuten durchzieht beschraenkt sich dann auf etwa 300 Leute.
Aus Mazatenango, der Herkunft der als "Suchi" bezeichneten Gaeste, hatten sich immerhin erstaunliche 150 Nasen herbegeben, die aber nur bei guten Moeglichkeiten ihrer Mannschaft bzw. unvorteilhaften Schiedsrichterentscheidungen bemerktbar machten.
In der ersten Halbzeit gingen die Hauptstaedtler auch gleich mit 1:0 in Fuehrung und konnten diese in Durchgang zwei dann auf 2:0 erhoehen. Zehn Minuten vor Schluss kamen die Suchis noch auf ein 2:1 ran, konnten am Ende aber nichts mehr reissen.

Sonntag, 30. Juli 2006 - 15:00
Deportivo Petapa - Deportivo Heredia 4:1 (2:0)
1. Liga Guatemala - Apertura - 1. Spieltag
Estadio Julio A. Cobar / San Miguel Petapa (GUA) 1.500 Z. (0)
...Mit Abpfiff gings auch direkt raus aus dem Stadion, mittlerweile schien wieder brachial die gelbe Sau vom Himmel, um mit den Taxi weiter in das etwa eine halbe Autofahrstunde (bei Sonntagsverkehr!) entfernte Petapa zu fahren. Auf eine weitere Odysee nach irgendwohin mit nem Chickenbus und dadurch entstehende Zeitnot hatte ich naemlich keinen Nerv mehr. Die Verhandlungen wurden beim dritten Taxifahrer erfolgreich beendet und so kam man fuer 60 qu (sechs euronen) in den Vorort San Miguel Petapa, der Heimat von Deportivo Petapa.
GI: Naaaaja... Selten so ein haesslichen Ground besucht. Total lieblos, ringsum umgeben von einer hohen Mauer sind hier Metallstufen rund um den Rasen gebaut, in scheusslichem dunkelgruen gestrichen und fertig ist das Estadio Julio A. Cobar. Auf der einen Laengsseite sind es 5 solcher Stufen, ebenso auf einer Hintertorseite. Auf der anderen Laengsseite immerhin schon neun Stufen + 4 Tuermchen die wohl fuer sowas wie Presse dienen sollen. Obendraufklettern ist scheinbar das tollste am Stadion, weil sich unmengen Zuschauer da oben tummelten. Einzige ueberdachte Seite ist die andere Hintertortribuene, die durch ein Tor in der Mitte zweigeteilt ist und so auch ueber zwei schlichte Wellblechdaecher verfuegt. Alles in allem mit einem dutzend Stufen die am besten Ausgebaute Seite. Dank der Schlichheit der kalten Metallstufen und der Umgebung der gut 10 Meter hohen Mauer hat das ganze eher eine Atmosphaere eines Kassernenhofs als die eines Fussballstadions. Flutlicht und Anzeigentafel sucht man hier vergebens.
Die letzten Minuten des U-20-Vorspiels liefen noch (in Guatemala werden vor den 1.Liga-Partien etwa 3 Stunden vorher immer selbige Partie der U20-Mannschaft gespielt) als ich fuer 40 qu Einheitspreis hier eintraf. Bis zu Beginn des Hauptspiels hatten sich dann etwa 1500 Zuschauer eingefunden. Stimmungsmaessig gab es nur ein paar Trommler in der Mitter der groesseren Langstribuene, ansonsten weiter kein Support. Aus dem im suedosten Guatemalas, an der Grenze zu Honduras liegendem Bananera, der Herkunft von Deportivo Heredia, hatten sich keine Anhaenger aufgemacht.
Das komplette Spiel ueber dominierten die Hausherren und lagen bis zur 67.Minute bereits mit 4:0 in Fuehrung. Dementsprechend langweilte man sich auf Grund der Fehlenden Spannung in dieser Partie. Der 4:1 Anschlusstreffer und gleichzeitiger Endstand in der 75. Minute war dann auch nur noch Makulatur.
Nicht allzu boese um den Abpfiff musste man sich noch den ein oder anderen flotten Spruch der anwesenden Heimfans anhoeren (man hats nicht leicht als Gringo), bevor es mit einem der Chickenbuse in die Stadt zurueck und mit dem Stadtbus wieder zum Hotel ging. Jetzt heisst es erst einmal zwei Tage Ruhepause und dann wird erneut im Nationalstadion angetischt - bei der U-20-WM-Qualifikation der CONCACAF dann hoffentlich ueber neunzig Minuten...