25. November 2010

Nächster Halt: Afrika

HAMBURG (Deutschland)
Viereinhalb Jahre ist der letzte Eintrag in diesem Blog nun her. Eigentlich für die Mittelamerikatour 2006 erschaffen, erwecken wir den Asseltours-Blog zu neuem Leben, Anlass dazu ist allemal da. Im Januar des kommenden Jahres ist
es wieder soweit, eine neue "etwas ausgedehnte" Tour steht an. Noch bevor es los geht eine nicht ganz so kleine Einleitung zu der Idee, deren geplanter Umsetzung und die ersten auftretenden Probleme noch vor Abfahrt. Viel Vergnügen.


DIE IDEE
Wenn man die Welt komplettieren will, dann muss man auch mal nach Afrika. Genau genommen weist der Kontinent mit 53 Länderpunkten zusammen mit Europa die meisten Länder auf dem Weg zur Komplettierung auf. Im Schwierigkeitsgrad der zu bereisenden Ländern ist die gesamte Bandbreite von sehr einfach (Ägypten, Marokko, Tunesien) bis sehr schwer (Zentralafrikanische Republik, Tschad, die Kongos auf Grund schwieriger und unstabiler politischer und sicherheitsrelevanter Lage, aber auch geographische Herausforderungen wie Sao Taome & Principe oder Madagaskar). Während die relativ einfachen Länder Nordafrikas über die Jahre bereits "erledigt" wurden, liefen die Planungen für das restliche Afrika während dieser. Genau genommen wurden während der dreimonatigen Zentralamerikatour 2006 die ersten Ideen entwickelt und als Rahmentermin und günstigen Anlass die Weltmeisterschaft
2010 in Südafrika anvisiert. Leider musste dieser anfängliche Plan Anfang 2009 zu den Akten gelegt werden, da das Erreichen des geplanten finanziellen Rahmens aussichtslos erschien. Mit einer gesunden Portion Neid wurde so von zu Hause aus verfolgt, wie der hannoversche Kollege Linke die Idee verwirklichte, die man Anfangs ausgesponnen hatte. Stattdessen stand das Jahr 2010 im Zeichen der Geldbeschaffung. Soviel Arbeit als möglich, so wenig Ausgaben wie nötig. So kam es, dass das Jahr 2010 in der persönlichen Statistik zu den Jahren mit den wenigsten Spielen per anno seit gut zehn Jahren verbucht werden musste. Dies aufzuholen gilt es nun 2011, doch bevor es soweit sein sollte, standen noch etliche Organisatorische Maßnahmen an.

Wer so Kosten sparend als irgend möglich reisen möchte, der muss sich auch schon mal in ihm fremde Branchen wagen. Der in den 90er Jahren florierender Autohandel zwischen Europa und Westafrikanischen Ländern wird zwar durch immer neue und verschärfte Zollbestimmungen der jeweiligen Ländern Zusehens erschwert, ganz unmöglich scheint er allerdings nach etlichen Recherchen noch nicht geworden zu sein. Über einen Kontaktmann aus Gambia, der den Autohandel mit so genannten Roll-on-Roll-over-Schiffen im großen Stile betreibt, erfuhr man von einem weitaus höheren Wiederverkaufswert von alten Gebrauchtwagen als in Deutschland. Die Gründe liegen auf der Hand: Übersteigen enorme Kosten für Kfz-Steuer (meist durch den hohen CO2-Ausstoss) und Versicherung pro Jahr oft schon den eigentlichen Zeitwert des Kfzs, ist das in afrikanischen Ländern mit ganz anderen gesetzlichen Bestimmungen natürlich kein Thema. Hinzu kommen die horrenden Kosten für Reparaturen in Deutschland. So kostet eine Werkstattstunde zum Beispiel bei ATU um die 70 Euro netto, während man einst selbst in Albanien zwei Mechaniker für drei Stunden Arbeit zum Schweißen eines defekten Auspuffs 10 Euro gab - inklusive Trinkgeld. Nicht zu letzt wären die strengen Vorschriften durch den deutschen TÜV zu nennen. So ist das Reparieren eines gerissenen Auspuffs mit einer leeren Weißblechdose und zwei Schraubschellen zum Umkostenpreis von etwa zwanzig Cent in Ländern wie Senegal und Mali gang und gebe, während ein so geflicktes KFZ in Deutschland zwar ebenso fahrtüchtig wäre, aber mit Sicherheit bei der nächsten Kontrolle durch Polizei oder TÜV sofort aus dem Verkehr gezogen würde. So besitzt ein in Deutschland nahezu wertloses Auto durchaus noch beachtlichen Wert in Ländern mit weniger Vorschriften. Laut meines Kontaktmannes sind für einen Wagen mit deutschem Zeitwert von ca. 1.500 Euro in Gambia noch 2.500 bis 3.000 Euro zu erhalten, in Ländern ohne Meerzugang (wie z.B. Mali oder Burkina Faso) durch die entstehende Notwendigkeit, das Auto dorthin fahren zu müssen, statt nur von einem Schiff abzuladen, sogar noch höher.

Wäre die Praxis nur ansatzweise so einfach wie die Theorie, würden sich auf dem Afrikanisch-deutschem Autohandel vermutlich durchaus mehr Menschen tummeln als die lybische Autoschiebermafia und ein paar vereinzelte, durchgeknallte Deutsche. Die eingangs erwähnten, undurchsichtigen gesetzlichen Bestimmungen in den verschiedenen westafrikanischen Ländern machen es für einen Deutschen ohne Erfahrung in diesem Bezug mittlerweile aber nahezu Unmöglich. Da aber nahezu Unmöglich nun mal nicht "ganz unmöglich" heißt und ich über Umwege und Zufälle einen halbwegs verlässlichen Kontaktmann habe, entschieden wir uns nach langem hin und her die Herausforderung anzunehmen und mit einer gesunden Portion Mut dem Abenteuer entgegen zu gehen. Zu verlockend schien das Angebot, die Umkosten für die Reise bis nach Westafrika durch den Verkauf eines alten Gebrauchtwagens zu egalisieren.

[Anmerkung: Die hier dargestellte „Idee“ eines Autoverkaufes mag vielleicht nach heißem Eisen irgendwo zwischen gesetzlicher Grauzone und Illegalität klingen. Daher sei ausdrücklich darauf hingewiesen, dass dem keinesfalls so ist. Das Kfz wird in Deutschland ordnungsgemäß abgemeldet (Stilllegung) und mit amtlichen Zollkennzeichen nach Afrika überführt. Auch der geplante Verkauf in Gambia wird nach allen gesetzlichen Bestimmungen, gerade in Sachen Verzollung, ablaufen, nicht alleine schon aus dem Grund, das in den Pass eingetragene Fahrzeug zu löschen, um eine Weiterreise durch Afrika überhaupt zu gewährleisten. Rein das moralische „Dilemma“ bleibt bestehen. So sehen es gerade Afrikareisende und die üblichen Umweltbesserwisser als unverantwortlich an „Deutschen Schrott“ nach Afrika zu bringen, anstatt diesen ordnungsgemäß und schön brav umweltbewusst in Deutschland zu entsorgen. Dass es bei dem Autoverkauf um einen Teil einer einmaligen Reise und nicht um professionellen Handel geht, scheint man bei Vorwürfen dieser Art dann gerne außen vor zu lassen. Sonst müsste man ja im gleichen Atemzug einem jeden Karibiktouristen die Umweltbelastung des durch seine Reise ausgestoßenen CO² durch verbranntes Kerosin etc. vorrechnen.]

DAS AUTO

Wird uns als Fortbewegungsmittel von Deutschland via Frankreich, Spanien, Marokko, Mauretanien und Senegal bis nach Gambia dienen. Also gut 8.000 –
10.000 km (je nach noch entstehender Umwege), teils „off-road“, teils auf Wellblechpisten, einmal quer durch die Wüste und zu erwartender Temperaturen von -20°C (Höhenlagen Deutschland & Frankreich) bis +50°C (Sahara). Kurzum: Eine nicht gerade als gering einzuschätzende Beanspruchung von Mensch und Maschine. Ersteres kennt man ja relativ gut, zu Zweitem sollte aber schon ein gewisses Maß an Vertrauen aufgebaut sein, bevor man sich an so eine Tour wagt, gerade wenn man für besagte Maschine nur ein Appel und ein Ei ausgeben möchte. So wurde seit Anfang 2010 ein stetes Auge auf den Automarkt geworfen und schließlich im Frühsommer zugegriffen. Über Christian, seines Zeichens Arbeitskollege und Hobbyschrauber an drei alten W-123 Mercedesmodellen war das Reisegefährt gefunden. Ein 230 TE, sprich das Kombimodell der E-Klasse, aus der Baureihe W-124 mit Baujahr 11/85 und damit wohl einer der ersten dieses Modells, die vor ziemlich genau 25 Jahren vom Band liefen. Augemobile, Wortspiel der Note 4- und Name einer kleinen, privat geführten Mercedeswerkstatt in Hamburg, wird von Harald geführt und geleitet. Und eben dieser, wiederum guter Bekannter des eben erwähnten Kollegen Christians hatte den Wagen als Anzahlung auf seinen Hof bekommen. Eigentlich zum Ausschlachten oder für den Export nach Afrika (wie passend) gedacht, überprüfte der Werkstattmeister die alte Rappelkiste zwecks noch zu verwendender Teile, stellte aber, mit einiger Überraschung, außer einer defekten Auspuffanlage keine weiteren, gravierende Mängel fest. Da fiel ihm die Geschichte von Christian über uns und unsere Afrika-Idee wieder ein und so schloss sich der Kreis. Nebst eines neuen Auspuffs gab es eine Komplettinspektion mit Wechsel von Öl, sämtlichen Filtern und Zündkerzen sowie hier und da ein paar kleine Reparaturen und mit nagelneuem TÜV- und ASU-Plaketten wechselte der Wagen für 1.500 Euro zum insgesamt siebten Mal in seinem Leben den Besitzer.

Doch bevor es los gehen sollte, stand eine „kleine“ Probefahrt an, die ganz geschickt natürlich mit dem vorletzten Länderpunkt in UEFA-Europa verbunden wurde. Das Hauptziel Montenegro (LP mit Bar vs. Buducnost Podgorica) wurde noch mit dem ein oder anderen Spiel in Österreich, Kroatien, Albanien, Mazedonien und dem Kosovo garniert bevor es via Bosnien-Herzegowina mautfrei wieder in die Hansestadt ging. Letzten Endes 6.825km mit Teils extremen Straßenbedienungen (Danke für die Teststrecken nach Albanien!). Der bis auf zwei Zwischenfälle (1x fünf Minuten selbst rumschrauben und schon ging es wieder und einmal Keilriemenprobleme in Bosnien die mit einem Materialwert von 20 Euro behoben waren) nahezu pannenfreie Reiseverlauf gab Aufschluss darüber, das perfekte Reisefahrzeug gefunden zu haben.

Das Reisemobil inkl. der Insassen
hier am Strand von Durres, Albanien

Zurück in Hamburg wurden nun die letzten Vorbereitungen wie dem Austausch der maroden Bremsbeläge, Winterreifen, Metallblech als Schutzabdeckung des Unterbodens etc. pp. vorgenommen um das Fahrzeug reise- und vor allem Wüstenfähig zu machen. Alle seit dem Kauf durch Reparaturen oder Änderungsarbeiten am Fahrzeug entstandenen Kosten belaufen sich bis zur jetzigen Abfahrtstauglichkeit auf weitere 600 Euro. Dabei sollte bei dieser Rechnung nicht der Austausch von Verschleißteilen vergessen werden, die von den seit Sommer gut 10.000 zurückgelegten Kilometer verursacht wurden. Rein für die Afrika-Reise nötig waren Winterreifen, Bodenblech, spezielle Kühlflüssigkeit (zur Erhöhung des Siedepunktes auf ca. 140 °C), neue Autobatterie und Kleinigkeiten, die insgesamt mit etwa 300 Euro zu Buche schlugen. Was die ganze Rechnerei soll? Nun ja, so wissen wir, dass wir ab einen Verkaufswert von 1.800 Euro im Plus sprich im Bereich der Reisekostendeckung liegen. Und darauf zielt das ganze letztendlich ja ab.

AKTUELLE ENTWICKLUNGEN
Wenn irgendein Land die „Spontaneität“ erfunden hat, dann war es mit definitiver Sicherheit ein afrikanisches! Dem deutschen Verständnis nach scheinen nahezu sämtliche Geschehnisse in Sachen Recht und Ordnung in Afrika jeglicher Logik zu entbehren. Gesetzte werden gewürfelt und was legal und was illegal ist wird je nach Tagesform und Laune entschieden, was eine weiter voraussehende Planung einer solchen Reise eigentlich nahezu unmöglich macht. Und so gut die oben genannten Gründe für einen Autokauf schon eine Weile vor Abreise auch sind, so schlecht sind sie auch mit eben dieser Problematik unter einen Hut zu bekommen. So war es noch im Juni 2010 (zum Zeitpunkt des Kaufs des Autos) rein von den Gesetzen und Vorschriften her kein Problem, mit einem Auto nach Gambia zu fahren, sieht kein halbes Jahr später (jetzt im November 2010) alles wieder völlig anders aus. Wem es jetzt zu kompliziert, perplex oder konfus wird bzw. wer schon bestens mit solch göttlich schönen Dingen wie Carnet des Passage, Passavant de circulation oder Carte brune vertraut ist (wieso auch immer), kann den nächsten Abschnitt getrost überspringen. Dem Rest der Interessierten bietet sich hier ein kleiner Exkurs in die Wunderwelt der afrikanischen Gesetzte und Vorschriften:

Fangen wir mal ganz einfach an: Jeder der in Deutschland ein Auto fährt, zahlt seine Kfz-Steuer für die ganzen schicken Autobahnen die dann jeder kostenlos benutzen darf. Wer unsere schmucke Infrastruktur aber gar nicht benutzt, der braucht auch keine Kfz-Steuer. Bevor der ein oder andere Nur-in-Polen-Hopper jetzt mit der Zunge schnalzt, sei aber erwähnt, dass wiederum eine Anmeldung eines Kfz nötig ist, um dieses zu versichern (Stickwort Haftpflichtversicherung). Ohne so eine Haftpflichtversicherung darf schier weg nirgends fahren, Teufelskreis also. So bleibt der Europahopper also mit seine grünen Versicherungskarte (die er in den meisten Ländern, allen voran außerhalb EU bzw. Schengener) brav in deutschen Lande angemeldet. Anders gestaltet sich die Situation beim Übersetzen des Fahrzeuges auf einen anderen Kontinent. Denn für irgendwelche Haftpflichtansprüche in afrikanischen Buschdörfern kommt keine deutsche Versicherung gerne auf, daher steht auch kein afrikanisches Land (mit Ausnahme bei wenigen Versicherungen: Marokko) auf dem grünen Versicherungskärtchen. In Afrika kann man zwar so einiges, ohne eine gültige Versicherung ein Fahrzeug durch die Gegend lenken geht aber auch dort nicht. Schlussfolgerung: Mit Übertretung der Grenze in ein afrikanisches Land braucht man für eben dieses eine neue Versicherung. Da der Afrikaner an sich ja ein schlauer Geschäftsmann ist, ist ein kleines Holzhüttchen inklusive Versicherungsmakler eigentlich auch an jeder entsprechenden Grenze vorzufinden. Vorteil: Ab hier braucht man seine Versicherung von zu Hause nicht mehr = Auto muss nicht mehr angemeldet sein = keine Kfz-Versicherung. Also Nummerschilder ab, Plagiate (die man sich von Deutschland mitgenommen hat) drauf, mit Kurier die Alten nach Deutschland, abmelden lassen, Geld sparen. Nachteil: Auch die Deutsche Bürokratie versteht ihr Handwerk. Und so ist sowohl das bestreiten von afrikanischen Polizeikontrollen als auch die amtliche Stilllegung von Autos in Deutschland ohne Kfz-Schein nahezu unmöglich bzw. nur mit sehr ausgefeilter, kleinkrimineller Energie machbar. Wohle dem, der da sein Auto gar nicht mehr mit zurücknehmen möchte. Dem steht die Option offen, das Auto bereits höchstpersönlich in der Heimat abzumelden und sich für den Weg bis nach Afrika so genannte „Zollkennzeichen“, auch „Ausfuhrkennzeichen“ genannt, zu holen. Dazu braucht es eigens eine Versicherung, die dann für 1-3 Monate (je nachdem wie viel man zu Zahlen bereit ist) und bis zur EU-Außengrenze gültig ist. Ähnlich wie bei der H-Milch hat so ein Kennzeichen neuerdings ein Verfallsdatum drauf, was die ganzen Zahlen aber bedeuten, weis der Afrikaner entweder nicht oder ist ihm egal, schließlich muss ja sowieso eine neue Versicherung her, sprich das selbe Spiel wie bei normalen Kennzeichen und Anmeldung, nur eben ohne das nötig werdende Abmelden in der Heimat durch Dritte.
Soviel also zum Thema Kfz-Anmeldung, Kennzeichen und Versicherungen. Das war der einfache Part. Spannend wird es jetzt bei der Verzollung des Autos. Reist man in ein afrikanisches Land ein, so hat ein jedes auch seine ganz eigenen Bedingungen und Vorschriften (sonst wäre es ja auch langweilig). Im Endeffekt läuft es darauf hinaus, dass ein Wagen, im Falle eines Verkaufs innerhalb der jeweiligen Landesgrenzen im entsprechenden Land auch verzollt werden muss. Damit das auch passiert, haben sich die Pappkameraden der jeweiligen Zollkommission unterschiedlichstes einfallen lassen. Beispiele anhand unserer Route: In Marokko wird das Auto bei Einreise in den Pass mit eingestempelt. Dieser Eintrag wird bei Ausreise mit demselben KFZ aus dem Pass wieder gelöscht. Wer mit einem anderen oder gar keinem Fahrzeug daherkommt, dem Gnade Gott. Marokko hat brutal Hohe Zollgebühren, was den Autoverkauf eben dort auch absolut uninteressant macht (zumindest wenn man nicht gerade darauf steht, sich bei Nacht und Nebel über irgendwelche verminten grünen Grenzen aus einem afrikanischen Land zu schleichen). In Mauretanien, an sich ja sehr muslimisch geprägt, ist man noch ganz der Ehrenmann und so unterzeichnet man für sich und sein Auto eine so genannte Ehrenerklärung , in der man verspricht, sein Auto nicht unverzollt zu verscherbeln. Da fühlt man sich doch geehrt, doch so groß ist das Vertrauen dann auch nicht und ein Vermerk über eine Unterzeichnung dieser Ehrenerklärung kommt mit in den Pass. Wer dann ohne Auto bei der Ausreise dasteht, dem wird erklärt, wie groß Ehre in Mauretanien geschrieben wird. Kommen wir zur spannendster aller Formen: Der Vorstreckung des anfälligen Zolls. Heißt in der Theorie: Kommst du mit deiner Kiste an die Grenze, so musst du dort den anfallenden Zoll, der bei einem Verkauf im Land fällig werden würde, schon mal bezahlen, wenn du wieder ausreist, bekommst du die Kohle an der Grenze wieder. Es gibt zugegeben wahrlich viele bekloppte Touristen auf dieser Welt, aber so blöd, irgendeinem afrikanischem Zöllner in einem zerfallenem Holzhäuschen irgendwo mitten in der Wüste anderthalb tausend Euro in die Hand zu geben im festen Glauben an Gott und der Tatsache, diese Kohle jemals wieder zu sehen… Nein, so bekloppt ist dann echt keiner mehr. Um diesem Problem Abhilfe zu schaffen wurde ein Zolldokument vom internationalen Automobilverband geschaffen, dem so genannten „Carnet de Passage“. Und das läuft wie folgt: Im Falle des Deutschen muss dieser zum ADAC dackeln, legt dort einen dem Zeitwert seines Autos entsprechenden Betrag (z.B.: 0 – 15.000 Euro Zeitwert des Kfz = 1.500 Euro) als Kaution hin, bezahlt noch eine schlappe Gebühr von 160 Euro (im glücklichen Falle er ist Mitglied im Club, sonst darf er noch mal 100 Euronen mehr abdrücken) und bekommt ein 25 Seiten starkes Dokument wieder. Kommt man an die Grenze zu einem Land mit solchen Vorschriften, so winkt man mit seinem „Carnet“, bekommt die Einreise gestempelt und macht dasselbe zwecks weiteren Stempels im „Carnet“ bei der Ausreise noch einmal. Der wichtigste aller Zettel hierbei ist der letzte, die „Verbleibsbescheinigung“. Wenn man als braver deutscher mit seinem Hunderttausend-Euro-Wohnmobil vom Langzeiturlaub wieder daheim ist, fährt man mit der Karre beim deutschen Zoll vorbei, zeigt denen das Ding und das es inklusive man selbst wieder im sicheren Heimatland ist und bekommt die letzte Seite gestempelt. Wenn man sein Stempelsammelalbum dann brav voll gemacht hat, bekommt man beim ADAC auch seine Kohle (im genannten Beispiel die 1.500 Euro) wieder. Schwierig wird es, wenn man die Karre irgendwo verkauft und ohne Auto zurückkehrt. Dann nämlich muss das Zollamt des Landes wo man verkauft hat, die letzte Seite stempeln und so ein Behördengang mit irgendeinem deutschen Wisch zwecks Stempel irgendwo in Afrika versprich eine Menge Spaß. Ganz kurios gestaltet es sich dann aber, wenn man lediglich ein Land durchquert hat, wo ein „Carnet“ von Nöten ist, man die Kiste dann aber in einem Land verkauft, in der mit dem „Carnet“ gar nichts anzufangen ist bzw. dieses gleich gar nicht anerkannt wird. Da wusste dann auch die Dame beim ADAC nur einen halbherzigen Rat in Form von „Da muss man eben die richtigen Zolldokumente aus dem jeweiligen Land mitbringen und dann vom deutschen Zoll beglaubigen lassen, die einem dann die Verbleibsbescheinigung abstempeln“. Nur wer weiß schon, was für den deutschen Zoll die „richtigen“ Zolldokumente aus beispielsweise Gambia sind. (Wer bis hierher noch mitkommt – Glückwunsch!)

Und genau dieses Malheur mit dem „Carnet“ war für den Dank günstiger Zollbestimmungen und verhältnismäßig geringer Bürokratie florierendem Automarkt in Gambia das Problem. So ist eben dieses Gambia umschlossen vom Senegal und die wiederum gestatteten die Einreise in ihr Land nur mit Vorab-Verzollung sprich: „Carnet-Pflicht. Dementsprechend groß war die Freude bei Reisenden nach Westafrika, als im Sommer 2008 Senegal die „Carnet-Pflicht aufhob und eine Durchreise mit einem an der Grenze erhältlichen „La Passavant de circulation“ genehmigte, einem innersenegalesischem Dokument für den Transit von Fahrzeugen für 48Std bzw. fünf Tagen.

Als wir im Juni 2010 unser Auto kauften, stand einer freien und den Verhältnissen entsprechend bequemen Reise bis Gambia also nichts im Wege. Aber dann würfelten Sie wieder, die kleinen Afrikaner und was kam bei raus: Aus dem heiteren Himmel heraus hob Senegal im August die Bestimmungen für die Durchreise mit Kfzs mit dem „Passavant“ wieder auf – witziger Weise ohne irgendeine neue Regelung einzuführen (Welcome to Africa!). Diese kam dann ein paar Wochen später uns sickerte nur langsam bis nach Deutschland durch (die Senegalesische Botschaft in Berlin wusste mit Stand November 2010 noch nichts davon!): Das „Carnet des Passage“ ist ab sofort wieder Pflicht!!! Weshalb? Warum? Das wissen wohl nur die Götter.
Jetzt wird wieder viel gemunkelt in den einschlägigen Foren der Afrikareisenden. Widersprüchliche Informationen besagen eine Möglichkeit der Senegal-Durchquerung bis Gambia im Zollkonvoi, was wohl je nach Verhandlungsgeschick um die 220 Euro liegen soll. Immer noch besser als 160 Euro Carnet-Gebühr zu zahlen und dadurch 1500 Euro im Spiel zu haben.

Wir werden es trotz allem ohne Carnet versuchen (eigentlich unsere einzige Möglichkeit für den Verkauf in Gambia), schließlich ist einer der Vorteile von so durchweg unorganisierten Ländern wie den meisten afrikanischen, dass es nebst dem offiziellen Weg (soweit ihn einer überhaupt so genau kennt dort unten) immer noch mindestens einen Zweiten gibt. Im Februar wissen wir mehr. Man darf gespannt sein.


Das alles also sozusagen als kleine Vorschau zu den Ereignissen des kommenden Jahres, die ja erst noch geschehen müssen, bevor über sie berichtet werden kann. Soweit sind alle anderen elementaren Vorbereitungen getroffen: Job & Wohnung sind zu Ende des Jahres gekündigt, Impfungen sind durch, Wohnungsauflösung läuft im Dezember, so steht dem Stichtag 01.01.2011 nichts mehr im Wege. Sollten sich noch interessante Neuigkeiten ausschlaggebend für die Reise ergeben, werden wir euch hier informieren, ansonsten gibt es ab Januar wieder regelmäßig Input direkt von unterwegs.